Sucre, die pudersuckerweisse Stadt, an der ich kleben blieb!

Die Kolonialbauten...
 Nein, ich bin weder im Amazonas noch im Urwald verschollen – nur ist einfach so viel pássiert, dass ich keine Zeit zum Schreiben gefunden habe! 🙂 Bilder von der Mine hab ich leider keine…

Von Uyuni aus gings nach Potosi, das dank seiner Minen einst zu den reichsten Staedten Suedamerikas gehoerte. Man sagt, die Strassen waren mit Silber gepflastert – tja, diese Zeiten sind vorbei! Immer noch eine wunderschoene Stadt mit beeindruckenden Kolonialkirchen, aber die Armut der Menschen ist laesst sich nicht hinter den bunten Fassaden verstecken. Die Hauptattraktion hier sind die Touren in die Silber- und Erzminen, und das ist wirklich etwas, was ich nie nie vergessen werde! Die Minenarbeiter haben ihre eigenen Religionen und und Gesetze. In Bolivien sind quasi alle katholisch, aber unter der Erde wird dem Tio, dem Teufel gehuldigt. Er beschuetzt die Arbeiter vor Erdrutschen und Unfaellen – wird er aber zornig, so bringt er ihnen den Tod. In jeder Mine gibts eine lebensgrosse Statue, der Alkohol, Coca-Blaetter, Zigarretten und einmal im Jahr ein Lama geopfert wird, um den Tio bei Laune zu halten. EIgentlich sind Frauen in den Minen verboten (bringen angeblich Unglueck – wie auf den Schiffen im 18 Jahrhundert), aber der Tourismus bringt Geld und Money makes the world go round. Also weg mit dem Aberglauben und her mit dem Guide, einem Ex-Minero, der uns durch die unteridischen Gaenge gefuehrt hat.

Die Fruchtmaerkte hier sind einfach...zum anbeissen! Aber besser vorher alles waschen/schaelen

Bei “Tatatuk” und den Abendteuern der “Fuenf Freunde” klingt das immer ganz aufregend, Hoehlenwanderungen und so; ich fand das eher beangstigend. Bis auf unsere Stirnlampen war es stockdunkel und der Boden war sehr rutschig, da es dauernd nass und kalt von der Decke tropft. An manchen Stellen war der Gang so schmal, dass wir krabbeln, oder bergauf durch ein Loch auf die naechste Etage robben mussten.

Eigentlich fotographiere ich Leuten nicht gern ins Gesicht, aber diese Szene wollte ich unbedingt festhalten!

Es ist unglaublich, absolut unglaublich, dass im 21. Jahrhundert bei all den technischen Errungenschaften immer noch unter solchen Umstaenden gearbeitet wird! Wir trafen eine Gruppe Mineros, die gerade Mittagspause hatte und uns vom Leben in der Mine erzaehlt hat. Von 12 Stunden Schichten unter der Erde, Unfaellen und Verschwundenen. Davon, dass die Lebenserwartung bei 55 Jahren liegt und viele ihre Kinder mitbringen, die helfen muessen, das Silber und Erz aus den Steinen zu klopfen. Dann kommen wir nach gerade mal fuenf Stunden eeendlich wieder ans Tageslicht und ich will nur duschen und das Gesicht in die Sonne halten. Sein ganzes Leben da unten zu verbringen, statt von Brot und Wasser nur von Cocablaettern und Alkohol leben? Unvorstellbar… Ach ja, bevor wir in die Mine gegangen sind, waren wir auf dem Mineromarkt, wo man Dynamit, Sprengstoff und fertige Sprengsaetze nachgeschmissen bekommt (im literarischen Sinne natuerlich…) Kann man alles fuer ein paar Bolivianos kaufen und sich dann in der Mine eine Explosion vorfuehren lassen– sowas von verboten! 🙂

Hutmoden mal anders!

Anna im Bus - wir natuerlich die einzigen Gringos 😉

Der Bus, der uns in die 3 Stunden entfernte Hauptstadt Boliviens gebracht hat, hat mehr einer Arche als einem Reisebus geaehnelt: Neben Menschen jeden Alters waren auch Hunde, Huehner und Laemmer vertreten – Dementsprechend waren auch Laerm und Geruch und alle waren froh, nach Holperstolperstrassen in Sucre anzukommen. “Die weisse Perle Boliviens” – so steht es im Reisefuehrer und ich hab mich sofort verliebt… In die weissen Kirchen und gruenen Plazas, die Haeusser mit den Balkoenchen und hoelzernen Tueren, die Maerkte, auf denen man saftige Fruechte und leckere Avocados, Gewuerze und Brot und Blumen und  Unmengen an Fleisch kaufen kann – und in die Menschen dort.

Ein bisschen ausserhalb der Stadt sieht alles schon ganz anders aus...

Viele Frauen kommen aus den Doerfern der Umgebung, um ihre Handwerkssachen oder Lebensmittel in Sucre zu verkaufen, so sind die Strassen voll von “Postkarten-Bolivianern”: Lange, schwarze geflochtene Zoepfe bis zur Huefte, knielange Faltenroecke, Spitzenblusen, Schuerzen und Strohhuete. Ein Kind im Tuch auf dem Ruecken und zwei am Rockzipfel – und auf dem Gesicht einen zufriedenen Ausdruck!

Aus der geplanten einen Woche wurden zehn und selbst dann waere ich am liebsten noch geblieben. « Was machst du denn die ganze Zeit hier? », haben mich viele gefragt. « Ich lebe! », haette ich am liebsten geantwortet. Wenn man laenger irgendwo bleibt, kann man etwas anfangen und auch dranbleiben. So hab ich endlich einen Spanischkurs gemacht und bin zu einer Gastfamilie gezogen, die mich total herzlich aufgenommen hat.

Mit Magali, die mich in ihr riessengrosses Herz geschlossen hat

Hab gelernt, Waesche ordentlich von Hand zu waschen, jeden Tag Fleischbruehe zu essen und die Kinder, die sechs, vierzehn und achtzehn Jahre alt sind, haben mir so so viel erzaehlt und mir Einblicke in ihre Kultur und ihr Leben gegeben, die ich als “Tourist-auf-der-Durchreise” nie bekommen haette. Schon das ganze Haus ist anders aufgebaut – um ein offenes Treppenhaus drumrum.

Mit den Kiddies im Wohnzimmer

Wenn es regnet wird man nass auf dem Weg in die Kueche oder aufs Klo, und Isolation oder warmes Wasser gibt es nicht – dafuer aber ganz viel Familienleben und zusammen kochen!

Kurz vor Weihnachten bin ich dann in das Hostel “Wasimasi” (“Haus der Freunde”) zurueckgezogen, in dem ich am Anfang war. Die Familie hatte mich zwar eingeladen, Weihnachten mit ihnen zu sein, aber ich hatte (um ehrlich zu sein) Schiss, dass ich echt Heimweh nach meiner eigenen Familie und meinen Freunden bekomme, wenn hier alle mit ihren Lieben vereint sind. Im Hostel dagegen sassen wir alle im gleichen Boot: weit weg von daheim und ein bisschen wehmuetig weil man weiss “Weihnachten ist ein Familienfest, und alle sind gut drauf. Wir singen und lachen, schenken selbstgemachte Sachen – ich freu mich schon so sehr darauf.” (Ein Zitat aus einer der Kinderweihnachtskassetten, die bei uns daheim Schleife liefen ).

Christmas, Navidad, Weihnachten !!

Aber es wurde wirklich ein Superfest! Wenig andaechtig, aber sehr lustig und froehlich. Mit Santa Claus, der etwas angeschwipst vorbeikam und in seinem Kostuem in der Sonne fast vergangen ist, wichteln und Truthahn; einer Weihnachtsplaylist – Last Chrismas, Jingle Bells und Let it Snow – haha – , einem Tannenbaum und Strassenkindern, die Essen und Geschenke bekommen haben und mit glaenzenden Augen Puppen und Autos in den Handen hielten.

Weihnachtsessen im strahlenden Sonnenschein - weird

Kinderglueck

Die kleinen "Cholitas"

Roxana, Balou, Fabi, Dona Nati, ich, Abdel und Paul im Hostel

Wir trocknen Wolle auf dem Dach. Daraus macht Fabis Mutter ihr eine neue Matratze. Wie cool! (Naja, abgesehen von dem Fakt, dass uns bei Wind die Wolle um die Ohren flattern und an feuchten Tagen alles nach TIER riecht!!)

Zwischen den Jahren habe ich angefangen morgens im Hostel zu arbeiten und konntedafuer gratis essen und schlafen -das war super fuer mein Spanisch…und fuer meinen Geldbeutel. Betten machen, Reservierungen annehmen, Stadtplaene erklaeren (und das mit meinem verkorksten Orientierungssinn!) und und und… Mittags hat uns Dona Nati, die dicke Bilderbuchkoechin mit der schrillen Stimme eine Riessenmahlzeit gekocht und es wurde voll um den Tisch, mit allen Mitarbeitern und ihren Kindern – eine grosse Familie und ich hab mich so wohl in dieser Runde gefuehlt. Mit Roxana, der Besitzerin und ihrem Sohn Tonio, Fabiola und Juan, die sich neben der Schule ein bisschen was verdienen und Abdel, der die Krise kriegt wenn man die Loeffel falschrum in den Besteckkasten legt…so viele Alltagserlebnisse!

 

DIe Kids im Waisenhaus

Schon als ich bei der Familie gewohnt hab, bin ich jeden Nachmittag in ein Waisenhaus fuer Babys und Kleinkinder gegangen. Hier ist fuer so eine Freiwilligenarbeit viel weniger Buerokratie notwendig, bzw die wird enfach umgangen indem das alles unterm Tisch laeuft. Ich bin direkt zum Waisenhaus gegangen, hab geklingelt, erklaert, dass ich gerne mithelfen wuerde und die Schwester hat mich in einen

einfach zum Knuddeln!

Raum gebracht, mir kurz alles gezeigt und sich bedankt. Das wars – da stand ich und zwei duzend Babies haben ihre Aermchen aus den Maxi Cosis gestreckt und gegluckst. Da muss einem einfach das Herz aufgehen! Da hab ich all das Kinderknuddeln nachgeholt; Flaeschchen gegeben, gewickelt, Lullabys gesungen, Miniwaesche gewaschen… So unglaublich suess die Knoepfe!!! Bolivianische Kinder sind einfach die allergoldigsten: grosse,

Fuetterzeit!

dunkle Teddyaugen und schwarzer, dichter Haarflaum und babyweiche, hellbraune Haut – und immer am grinsen und mit den Minihaenden fuchteln! Am Anfang ist man einfach nur hin und weg, aber je laenger man da ist und je mehr man sich mit den festen Mitarbeiterinnen unterhaelt, desto mehr erfaehrt man auch ueber die Kids, und das ist leider weniger schoen. Das ist einfach traurig und man fragt sich, warum manche Dinge passieren muessen. Und bei allem herzen und die Babys liebhaben, kann das doch keine Familie oder die Liebe von Eltern ersetzen – das Allerwichtigste auf der Welt! Trotzdem haben die Kids Glueck, dass sie hier gelandet sind: Sie bekommen gute (und genug) Nahrung, haben warme Kleider, Medikamente, alles ist sauber und es gibt sogar Spielsachen. Es arbeiten ausgebildete Erzieherinnen und Krankenschwestern hier und einmal die Woche kommt eine Physiotherapeutin und schaut sich die Krabbelentwicklung der Babies an.

Das ist nicht selbstverstaendlich fuer Bolivien. Woher das Geld dafuer kommt? Das bringen die Touristen mit, die innerhalb einer Sucre-Tour neben Kirchen, Plazas und Museen auch ein Waisenhaus besichtigen. Das hat mich echt angewidert – das ist doch kein Zoo! Da kommen dann alle mit dicken Kameras und knipsen und reichen die Kinder rum wie Trophaeen oder sowas. Nach ein paar Wochen kannte ich die Kinder und man hat einfach gemerkt, dass das denen ueberhaupt nicht guttut. Aber das ist halt der Preis fuer die gute Ausstattung und alles… Wir waren insgesamt vier Volunteers, und nach ein paar Wochen hat uns (Anna und mich) die Vorsteherin gefragt, ob wir in ein anderes Waisenhaus wechseln koennen, das dringend jemanden sucht.

Kuchen backen

Also hab ich den Babies Tschuess gesagt und die naechsten Wochen mit Kindern von sieben bis vierzehn verbracht – total tolle, starke Maedchen! Dort sah es schon ganz anders aus: Kalte, haessliche Raeume, abgewetzte Kleider und kaum Stifte, geschweige denn Spielsachen. Aber die 10 Maedels und zwei Erzieherinnen waren viel mehr eine grosse Familie – wie bei den Herdmanns haben die Grossen auf die Kleinen aufgepasst und alle sich gegenseitig geholfen. Meistens haben wir ein zwei Stunden gelernt, und dann mit

Favi mit Annas Sonnenbrille

den Kids gespielt oder gebastelt. Anna hat den Groesseren ein bisschen Englisch beigebracht waehrend ich mit den Kleinen das ABC (das uebrigens anders ist in Spanisch) hoch und runtergeleiert hab; schreiben und lesen uebte 🙂 Total beeindruckend, wie lernbegierig und fleissig sie von sich aus sind! Die haben wirklich ein Ziel; lernen und was werden und eine echte Familie haben… Da kommt so ein Kind mit ernstem Gesicht von sich aus an, und will Rechenaufgaben gestellt bekommen – wo gibts denn das

So ein Spass im Schwimmbad!

noch? Zur Begruessung gabs dann schnell ein „hellooo, how are iuuu“ und zur Verabschiedung ein „Byebye see iuu tomorrow!“ und zwischendrin stundenlang „one, two, srii…“ sehr suess. Neben dem Lernen gab es aber auch immer einen Ausgleich – Voelkerball und Fangi spielen, zusammen kochen und backen, Filme anschauen und Puppen spielen. Wenn man denen beim Rennen und Lachen zuschaut, kann man sich kaum vorstellen, was viele der Maedels schon hinter sich haben. Aber

Geburtstag! Die Tante hat einen Kuchen vorbeigebracht. Warum das Kind nicht bei ihr wohnen kann? ...

immer wieder bricht mal durch, was verdraengt oder weggeschoben wird und dann wird mir das Herz so schwer, das zu sehen, zu spueren… Da will man einfach nur was Gutes tun, irgendwie helfen. Mit Geldspenden ist das leider wie so oft nicht getan, weil die naemlich verschwinden oder versickern, und keiner weiss genau wo. Selbst Kleider gehen erstmal in den Lagerraum und keiner weiss, wann die da wieder rauskommen. Aber schoene Erlebnisse, die kann sich keiner unbefugt in die Tasche stecken und so haben wir die Maedels mitgenommen aufs Land, ins Schwimmbad. Fuer Ausfluege ist im Waisenhausbudget kein Geld uebrig, aber das konnten ja wir bezahlen und so was Gutes tun. Und es waren so schoene Stunden! Als wir um 7 Morgens kamen, sassen schon alle ganz aufgeregt da, mit ihren Rucksaeckchen und Hueten auf den Koepfen. Als Ueberraschung haben wir auf dem Secondhandmarkt allen Maedels Badeanzuege gekauft (hatten sie naemlich nicht. 10 Stueck fuer gerade mal 8 Euro…) und es war so schoen, zusammen im Wasser zu planschen und spritzen; zu spielen und sie ganz kindlich unbeschwert und gluecklich zu sehen!!

Mutige, starke Maedels!

Ich bin so froh, dass ich hier sein konnte fuer ein paar Wochen. Reisen kann ganz schoen egoistisch sein – man will das Beste von einem Land sehen, erwartet die Gastfreundlichkeit der Menschen, erlebt deren Kultur und faehrt dann wieder nach Hause, ganz erfuellt davon, was das Land einem geboten hat. Aber fuer all das Schoene, was man bekommt – was gibt man denn zurueck? Sein Geld gibt man fuer sich aus – Essen, Schlafen, Transport – und was man kauft, soll schoen billig sein. Und leider wirkt sich Tourismus ja oft schlecht auf das Leben der Menschen aus. Ich habe Glueck, dass ich hier die Zeit und die Moeglichkeit hatte, den Spiess mal umzudrehen und was fuer Andere zu tun; den Fokus auf das Wohl der Menschen hier zu richten. Und diese Wochen gehoeren zu den schoensten und lehrreichster meiner Reise! Man bekommt so viel zurueck…

Mit Kelsey und Gavi

Die letzten drei Wochen in Sucre habe ich nicht im Hostel, sondern bei meiner Freundin Gavi gewohnt. Sie war am Anfang Kelseys, Annas und meine Spanischlehrerin und ist einfach ein tolles Persoenchen! Ich hab mich richtig gross gefuehlt neben ihr – sie ist einen ganzen Kopf kleiner als ich, aber das macht sie mit ihrem riessen Froehlichkeit wieder wett! WIr haben uns supergut verstanden und schnell angefangen zusammen abends wegzugehen, uebers Wochenende aufs Land zu fahren und zu kochen… Als sie uns eingeladen hat, bei ihr zu wohnen, haben wir keine Sekunde lang gezoegert und auch das war einfach eine wunderschoene Zeit!

Hab den Wagen, vollgeladen...wir fahren zum Zelten aufs Land!

Vier Nationen unter einem Dach; tratschen und chic-flics und backen und ganz viel Kulturaustausch. In einem Viertel weit weg von jedem Hostel waren wir wirklich die einzigen Gringos weit und breit, und dank des „offenen-Tueren-Wohnsystems“ schnell in der Nachbarschaft bekannt 🙂 Jeden Tag kamen irgendwelche Verwandten uns in Gavis winzigem Haeuschen besuchen und ich hab mich wirklich „adoptiert“ gefuehlt!

Aurora (Gavis Cousine), ich, Gavi (mit High heels!), Kelsey und ANna

Aurora (Gavis Cousine), ich, Gavi (mit High heels!), Kelsey und ANna

Unser Kleeblatt hat sich leider leider schon bald zerpflueckt. Anna und Kelsey sind nach ein paar Tagen Richtung Rio de Janeiro gefahren – der erste grosse traenenreiche Abschied – und auch mir blieb nur noch eine Woche, bevor ich wegen meines Visums ueber La Paz ausreisen musste. Inzwischen war Anfang Februar und der Karneval wurde in Sucre (schon Wochen vorher) eingelaeutet:

Verfruehte Fasnachts-Verruecktheiten

Mit Musikkapellen, die die Strassen zu jeder Tages und Nachtzeit laut troetend langmarschieren, Kindern, die aus Fenstern und von Daechern Wasserbomben werfen und Jugendliche, die aus Busfenstern mit Wasserpistolen spritzen! Die letzten Tage habe ich dreimal (!!) am Tag trockene Kleider angezogen und alles, was nicht nass werden darf, grundsaetzlich nicht mitgenommen. Meistens war das ein lustiges Spiel, und ein- zwei Wasserbomben tun ja auch keinem weh, aber als mich ein echter Witzbold mitten in der Stadt aus dem Fenster mit einer Badewannenfuellung uebergossen hat, konnte ich nur noch aus Verzweiflung lachen!

Dann hiess es nach langem mal wieder Rucksackpacken und mich von all den liebgewonnenen, mir ans Herz gewachsenen Leuten verabschieden…

Da stand ich in voller Montur nach fast 3 Monaten rasten – On the road again!

Wunderschoenes Bolivien!

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Zwei Schritte zurueck, und 100 vorwaerts: Zu viert bis nach Bolivien.

¡Hola und ein wunderschoenes neues Jahr 2012! Als Isa, Pascal, Adrian und ich unseren Trip nach Bolivien geplant haben, war Anfang November und das neue Jahr noch Meilenweit entfernt…

Happy Kids dank LAMA!

Zuerst sind wir von Santiago aus zurueck nach Valparaiso gefahren, das die anderen noch nicht gesehen hatten und auf keinen Fall haetten verpassen sollen! Es war so schoen, wieder an einen Platz zurueckzukommen – man laeuft durch Strassen, die man kennt, sieht bekannte Gesichter wieder und faengt nicht bei Null mit der Orientierung an. Erinnert einen ein kleines bisschen an Heimkommen… Natuerlich hatten wir vergessen, im Hostel zu reservieren, und prompt war es just an diesem Tag quasi ausgebucht.

Valpo again!

Aber waehrend bei uns gilt: „Alle Betten belegt = keine Moeglichkeit, zu bleiben“, wird hier einfach geschoben und gequetscht und noch zwei Matratzen ins Zimmer gekarrt und dann passt die Sache! So oft haben mir Leute Staedte gezeigt, ihre Geheimtips verraten und in meinen Karten „Must-See-Plaetze“ markiert – jetzt konnte ich das endlich auch mal weitergeben, da ich Valpo ja schon kannte. Drei wirklich schoene Tage in einer meiner Lieblingsstaedte, bevor es noch weiter zurueckging: Ein zweites Mal (das sich definitiv gelohnt hat) durch die Anden nach Argentinien! Diesmal, fast einen Monat spaeter war viel Schnee weggeschmolzen und die Berghaenge in schoenstes Fruehlingsgruen gekleidet.

Wunderschoenes Argentinien...

Ueberfall in Mendozas Strassen 😉

In Mendoza hat uns ein Sandsturm empfangen, der mit allen Wassern gewaschen war. Staubtrockene Luft und heftige Boen, die uns Blaetter und Muelltueten um die Ohren gepeitscht haben. Man haette denken koennen, es waere eine Epidemie ausgebrochen, denn viele Leute trugen Mundschutz und riessige Sonnenbrillen – anscheinend herrschte dieses Wetter schon seit einigen Tagen. So hatte sich leider unser luxurioeser Hostelpool in einen wenig einladenden schmutzigen Tuempel verwandelt, und der kleiner Poolstaubsauger, der sonst den ganzen Tag auf dem Grund rumfaehrt und sauebert, trieb leblos an der Wasseroberflaeche zwischen Zweigen und Muell… Scheisswetter, das uns aber nicht die Stimmung verderben konnte: Bewaffnet mit Wasserflaschen und eingehuellt in Schaele und Tuecher sind wir durch die Strassen gewandert, immer den fallenden Zweigen und Aesten ausweichend und froehlich nach dem naechsten Steakhaus ausschauhaltend!

Typisches Haus...fuer kleine Suedamerikaer 🙂

Von Mendoza ging es dann hoch, in den Norden Argentiniens. Was auf der Landkarte wie ein Katzensprung aussieht, sind in Wirklichkeit 24 Stunden laaange Busfahrt. Deshalb haben wir in La Rioja Stop gemacht, ganz einfach weil es auf der Haelfte der Strecke liegt. La Rioja ist ein kleines, verschlafenes typisch argentinisches Doerfchen, das in keinem Reisefuehrer als besonders sehenswert erwaehnt wird – und es gaebe auch keinen Grund dazu 🙂 Es gibt eigentlich nix interessantes zu sehen, ausser die Gesichter der Einheimischen, wenn man als Gringo mit Wanderschuehen und grossem Rucksack die Strasse runterlaeuft: Das ist Starren und Gaffen wie es im Buche steht, aber nicht gemein oder aggressiv, sondern einfach nur sehr ueberrascht und neugierig. Als wir im Park (ca 10×10 Meter Gruenflaeche^^) sassen, haben sich nach viel Lachen und Zoegern und unverhohlenem Schauen ein paar Jugendliche zu uns gesetzt und uns zu einem Bier eingeladen – das und sehr leckeres Eis waren die „Hoehepunkte“ in La Rioja. Darum waren wir nicht allzutraurig, uns auf eine weitere Nachtfahrt nach Salta zu begeben…

 

Abendstimmung in La Rioja

Je hoeher man in Argentinien kommt, desto lateinamerikanischer sehen die Menschen aus: klein und gedrungen, dunkler Teint, schwarze Haare, hohe Wangenknochen. Blonde Menschen gibts hier quasi kaum! So mussten sich die gruenaeugige Isa und die sehr blonde Hanne viele Pfiffe und anzuegige Bemerkungen anhoeren – dabei sind das meiste ehrlich gemeinte Komplimente. Da prallen Kulturen aufeinander und ein grosses Unverstaendnis haengt im Raum, wenn man irgendwann supergenervt zurueckgiftet und der Pfeifer voellig verwirrt aus der Waesche schaut und nicht versteht, warum ein Maedchen sauer sein kann, wenn er ihr „nur schmeicheln“ will. Tja guter Mann, diese Tour zieht hier ganz einfach nicht! 🙂

Pascal und der Kaktus... besser nicht auf Tuchfuehlung gehen

Da die Landschaft rundum Salta zu den schoensten Gegenden Argentiniens gehoert, haben wir uns kurzum ein Auto inklusive Fahrer gemietet um auf Photosafari zu gehen. Das war vielleicht schoen! Mitten durch Kakteenwaelder (manche Pflanzen waren ueber 600 Jahre alt), vorbei an bizarr geformten Felswaenden (Wind und Sand und Erosion haben Unglaubliches geformt) und parallel zum „Tren de las Nubes“, der uralten Eisenbahnlinie durch die Berge nach Chile. Nach einer furchtbaren Entgleisung in den 90ern wurde die Strecke stillgelegt. Heute rollen die Waggons wieder, aber nur noch fuer reiche Touristen, satte 140 US$ wuerde die Fahrt kosten. Unser Fahrer hat zwar immer bereitwillig angehalten, damit wir aussteigen konnten, war aber sowas von pampig und motzig.

Weggefaehrten

Ein Glueck, dass keine von uns genug Spanisch verstand, um all die Flueche auf dumme Gringos zu verstehen., die er in seinen Bart genuschelt hat. Doch als wir mitten durch die wunderbaren Salzseen „Salinas Grandes“ gefahren sind, wurde er auf einmal ganz froehlich und hat gelacht und gelacht und auf einen Bus voller Touristen gezeigt, der am Rand der Salzseen in die Salzplatten eingesunken und steckengeblieben ist. Das schien seinen Tag unglaublich versuesst zu haben, denn ab diesem Moment war er freundlich, nett und hat uns zu einer ganzen Menge Geheimplaetzen gefahren – der Abschluss war der beeindruckende „Berg der sieben Farben“, und wir haben uns abends gefragt, wie alle diese Eindruecke in einen einzigen Tag gepasst haben! Fehlte nur noch der Besuch im Nationalmuseum: Dort liegen drei Inkakinderleichen, die vor ein paar Jahren unversehrt im ewigen Eis eingefroren entdeckt wurden. Sie scheinen tatsaechlich friedlich zu schlafen, nachdem ihr Volk sie den Goettern geopfert haben. Jedem seine Religion…

Die farbenpraechtigen Berge

floating!

Von Salta aus gings wieder ueber die Grenze nach Chile, in die Oasenstadt San Pedro de Atacama. Umgeben von Sand und mondaehnlichen Landschaften steht dort eine Reihe Hauser, von denen die meisten a) Hostels, b) Restaurants oder c) Touristenbueros sind. Dementsprechend touristisch (= teuer) war das ganze dann auch, aber es hat sich gelohnt! Auf Fahrraedern sind wir einen halben Tag durch  die Wueste geradelt, so gut das im fusstiefen Sand eben geht, um an eine Lagune zu gelangen. Dort angekommen sind wir gleich ins Wasser gesprungen und -oh grosse Freude – dank des unglaublich hohen Salzgehaltes trieb man wie ein Stueck Holz an der Wasseroberflaeche!! Das muss man selber mal erleben, erzaehlt wirkt das kaum noch aber es war echt cool. Mit uns kam ein Suedkoreaner, der wie ein Kind im Wasser getollt ist und uns spaeter erzaehlt hat, dass er hier zum ersten Mal komplett im Wasser war – der Gute kann naemlich nicht schwimmen. Glueck fuer ihn, dass Untergehen hier quasi unmoeglich ist 🙂

Die trockenste Wueste der Welt

Unser Jeep

Von San Pedro aus haben wir eine viertaegige Jeeptour durch den unglaublich schoenen Sueden Boliviens und die Salzwueste von Uyuni gebucht.Magische vier Tage! Zu sechst in einem Jeep aus den 80ern, gefahren von Peter aus Bolivien, der kein Wort Englisch spricht aber total nett und wie wir leider schmerzlich erfahren mussten – grosser Dieter Bohlen-Fan ist! Dessen Lieder hier zu hoeren haette ich nun wirklich nicht erwartet.

Der halbaktive Vulkan

Aber die Aussicht, die Landschaft hat uns fuer alles entschaedigt: Wenn man doch nur Kameralinsen in den Augen haette um all das, jeden Moment, fuer immer festhalten zu koennen! (Apropos Kamera – meine hat am ersten Morgen dort den Geist aufgegeben. Mierda. Das Gute daran war, dass man es einfach geniesst ohne 10 Bilder in der Minute zu knipsen, was ich definitiv gemacht haette.) Es war wie in einem Maerchen:

Wie durch die Rosarote Brille gesehen

von einem Ort zum anderen fahren, staunen, aussteigen, ein bisschen spatzieren gehen, noch mehr staunen, weiterfahren. Sowas sieht man so geballt nur einmal im Leben! Das stand so schoen formuliert geschrieben: „Ueberall wachsen farbintensive Grassbueschel, die die Weite jeder Oedniss berauben. Riessige, flache Lagunen – schneeweiss, giftgruen oder rosarot – , die im wahrsten Sinne des Wortes Aus-Ufern:

Kletterpartie

Wo Wasser und Sand aufeinandertreffen stehen pinke Flamingos und picken in den moosigen Algenteppichen, die sich wie ein Netz am Wasserrand entlangflechten. In alle Himmelsrichtungen ragen Berge auf; Vulkangesteine in allen Erdtoenen. Und ueber alldem kleben die weissen Wolken am Himmel wie Zuckerwatte, und werfen ihre Schatten auf die weite Welt unter ihnen…“

Schwefelgestein bei den Geysiren

Wir fuhren durch die Wueste Salvador Dalì, die so heisst weil sie genau so aussieht wie eines seiner Gemaelde. Vorbei an heissen Geysiren, die wie Fontainen aus der Erde schiessen oder in Loechern grau und dickfluessig vor sich hin blubbern. An den Fuss eines halb-aktiven Vulkanes, der fast friedlich in den Himmel raucht. Zum „Steinbaum“, dann zum Entspannen einen Abstecher in Becken mit heissem Quellwasser und schliesslich mitten in die Salzwueste, die groesste der Welt. Das ist unbeschreiblich – so flach und weit und WEISS! Ohne Sonnenbrille kommt man nicht weit.

 

Obligatorische Touribilder 🙂

Die Oberflaeche formen grosse, gleichmaessige Salzplatten; wo Tafelsalz gewonnen wird, stehen kleine Pyramiden aus Salzkristallen. Uebernachtet haben wir in einem Basislager, bekocht von einer bolivianischen Mami; abends kamen ihre Kinder aus der Schule heim und wollten mit uns kicken. Klar, wie goldig! Schade nur, wie schnell man vergisst, dass man fast auf 5000m.ü.M. ist.

Arbol de Piedra - Steinbaum

Da reichen schon 10 Meter rennen, und man ist voellig ausser Atem und ausgepumpt! Die Kids dagegen rennen und huepfen, als waeren sie voellig immun dagegen, waehrend fitte Reisende im besten Alter sich schwer atmend auf ihre Knie stuetzen. Eines der besten Mittel gegen Hoehenkrankheit, ist das Kauen von Coca-Blaettern. Also haben wir auch brav den widerlichen Brei im Mund hin und her geschoben und man merkt wirklich den Unterschied, kaum spuckt man sie aus.

Am letzten Morgen sind wir um fuenf aufgestanden, um den Sonnenuntergang anzuschauen und das konnte nun echt nix mehr toppen – gleisend helle Sonne die sich in der weissen Weite spiegelt…

Tja, und da waren wir dann auch schon, angekommen im kleinen Doerfchen Uyuni, voller Vorfreude auf die Zeit in Bolivien und bis oben hin gefuellt mit wunderbaren Bildern und Erlebnissen und Eindruecken…

Der Eisenbahnfriedhof

Ein Sprung ins neue Jahr - und landen auf bolivischem Boden!

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2011 in review

Die WordPress.com Statistikelfen fertigten einen Jahresbericht dieses Blogs für das Jahr 2011 an.

Hier ist eine Zusammenfassung:

Eine Cable Car in San Francisco faßt 60 Personen. Dieses Blog wurde in 2011 etwa 1.700 mal besucht. Eine Cable Car würde etwa 28 Fahrten benötigen um alle Besucher dieses Blogs zu transportieren.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

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Chile – Im kleinen Valparaiso und grossen Santiago

Valparaiso - links liegt das Meer, rechts die Huegelkette

Hui, die Zeit fliegt! Inzwischen bin ich schon in Bolivien, aber ich krame fleissig in der riessigen Reise-Erlebnis-Kiste, um Valparaiso in meinem Kopf wieder lebendig zu machen. Das scheint schon so lange her zu sein…

Was ich vergessen hatte zu erzaehlen, war das Prozedere am Grenzuebergang von Argentinien zu Chile: Fuenf verschiedene Schlangen fuer Aus- und Einreisestempel, Koffercheck, Handgepaeckcheck und schliesslich musste man sich auch noch einer Schnueffelkontrolle von Polizeihunden unterziehen! Warum Leute trotzdem versuchen, 23 Paeckchen Zigarren mitzunehmen (erlaubt sind 2), bleibt mir ein Raetsel. Natuerlich wurde die gute Frau erwischt, musste Koffer und Handtasche auspacken und auch die Paeckchen abgeben, die unter ihren Kleidern versteckt waren. Ich schaetze, das hat sie tausende von chilenischen Pesos gekostet! Nunja, das ist weniger als es klingt, wenn man bedenkt, dass 700 Pesos gerade mal ein Euro sind.

Die Strasse, in der das Hostel ist. Keine Ahnung, wie das Gras aus den Steinen wachsen konnte, aber es verleiht dem ganzen etwas sehr heimeliges...

Sobald wir auf chilenischer Seite die Berge hinter uns gelassen hatten, konnte man schon sehen, warum Chile als sehr westlich gilt: saubere, gut ausgeschilderte Strassen, Autohaeuser und moderne Gebaeude. Ich war schon ein bisschen enttaeuscht, so weit weg von daheim in einem „europaeischen“ Staat gelandet zu sein – aber nur, bis wir in Vina del Mar ankamen, das direkt vor der Hafenstadt Valparaiso liegt: So ein charmanter, wunderschoener Ort!

Blick aufs Meer...

Morgens erscheint die Sonne hinter den Huegeln, die bis zum Kamm mit Haeuschen bebaut sind und am Abend geht sie im Meer, zu Fuessen der Stadt unter. Und am Tag scheint sie in all die Straesschen, die die Huegel hoch und runter fuehren. Kein Wunder dass die Chilenen sagen: „Valparaiso befluegelt die Phantasie – man sagt, dass diese Stadt aus Barmaennern Dichter macht, aus Praesidenten Traeumer und aus Fremden Freunde. “

Das beste, was man hier unternehmen kann, ist ganz einfach die Strassen, Wege und Gaesschen entlangschlendern und all die Street-Art-Werke bestaunen. Obwohl Graffity verboten sind, findet man kaum eine Wand, die nicht mit Bildern, Comics oder Gemaelden geschmueckt ist. Aber nicht irgendwelche Schmiererei, sondern echte Kunstwerke: Da laeuft man um die Ecke und steht auf einmal vor einem taeuschend echten Van Gogh, eine Strasse weiter blicken einen tausend Augenpaare von Phantasietieren an und die Treppe hoch laeuft man auf Klaviertasten.

Streetart! (Das links ist eine Treppe...)

Vorbei ist leider (und zum Glueck)  die koloniale Bauweise der Staedte! Waehrend in Mendoza noch alles geordnet und sauber in Bloecke verpackt war, scheinen hier die Haeuser einfach hingebaut worden zu sein – und jedes der stolzen, extravaganten Haeuschen versucht den besten Ausblick aufs Meer zu haben. Der Stadtplan sieht aus wie eine Ansammlung unterirdischer Regenwurmgaenge: Die Strassen haben tausend Windungen und Nebengaesschen

Da laeuft man gerne stundenlang durch die Stadt...

und Treppen und es gibt ueber 30 Seilbahnen, die die besonders steilen Berge hoch fuehren (von denen funktionieren leider nur sieben, und selbst die wirken wie aus einem anderen Jahrhundert :-)) Und alles ist so farbenfroh und wirkt unik; kein Haus ist wie das andere, jede Strasse hat ihren eigenen Flair und das Gesamtbild erweckt mehr den Anschein eines gemuetlichen Doerfchens denn einer Hafenstadt.

 

Der Hafen

 

Dabei war Valparaisos Hafen vor zwei Jahrhunderten ein wichtiger Drehpunkt der Wirtschaft hier… heute liegen dort immer noch grosse Containerschiffe – und ueberall scheinen einem die roten Hamburg-Sued-Container entgegen! Ach, und neben den grossen Schiffen und den Fischerbooten schwimmen Seeloewen und sonnen sich auf dem Kai und springen nach den Fischresten, die die Marktverkaeufer ins Meer werfen. Da verfliegt echt jedes Gefuehl von Grossstadt – leider wird man da auch etwas leichtsinnig und neigt dazu, sich zu sehr zuhause zu fuehlen: Die vielen kleinen, schlecht beleuchteten Strassen sind wie gemacht fuer Taschendiebe. Aber wie so oft hat es die Gluecksfee gut mit mir gemeint, und wir hatten ganz einfach eine tolle Zeit!

 

Halloween!!

 

Das Hostel war so schoen, ich fuehlte mich wirklich willkommen geheissen und wir waren schnell eine gute Gruppe Traveller – so war es gut und sicher auch abends und nachts unterwegs zu sein! Und Valparaiso hat neben wunderbaren Spatzierwegen, vielen Kunstgalerien und Livemusik auch ein lebendiges Nachtleben zu bieten. Nachts um vier sind genauso viele Leute auf der Strasse wie tagsueber, Strassenverkaeufer preisen Teigtaschen und Fruechte an und aus den vielen kleinen Bars droehnt Musik. Dazu den Hafen im Mondschein im Hintergrund… dulce vida! So waren die Tage gefuellt mit Grillabenden, Stadtspatziergaengen, Hafenrundfahrten, Seeloewen fuettern…

 

Schminkweise der Indianer Patagoniens

Es sind in Valparaiso so viele Touristen unterwegs, dass man manchmal eher nach den Einheimischen Aussschauhalten kann – aber einen habe ich dann doch getroffen 🙂 Einen chilenischen Kuenstler, dessen neustes Projekt ist, die Gesichts- und Koerperbemalung der Ureinwohnener Argentiniens und Chile zu fotographieren. Heute wird das natuerlich nicht mehr so praktiziert wie vor 200-300 Jahren und so bemalt er „Menschen von heute“ mit den Techniken und Mustern der Indianer Patagoniens. Als er gefragt hat, ob er mein Gesicht bemalen koenne, war ich erstmal skeptisch. Ich sehe ja jetzt nun gar nicht aus, als kaeme ich von hier. Aber Alayna, die ich -oh glueckliche Fuegung- hier wiedergetroffen habe kam mit, und es war wirklich ein Erlebnis!

Halloween feiern, eine chilenische Homeparty miterleben, fuer einen Stadtbus mit einem 200-Peso-Schein bezahlen (40cents), auf der Dachterrasse in der Sonne liegen, frischen Fisch probieren, Muskelkater vom Treppensteigen bekommen, im chilenischen „Spanisch-Dschungel“ von Lichtung zu Lichtung irren – das und vieles mehr war Valparaiso!

 

Zwei Gondeln - eine faehrt bergauf und eine bergab.

Wie unterschiedlich war dagegen Chiles Hauptstadt Santiago, die gerade mal 2 Stunden entfernt liegt. Grosse, moderne Gebaeude an denen riessige Flachbildschirme haengen, ueber die Gillete und Nivea-Werbung flimmern. Saubere, ordentliche Plaetze, Muelleimer (!!), Supermaerkte und ein super U-Bahnsystem. Sehr westlich. Dort hab ich Ines wiedergesehen, die vor ein paar Wochen zu ihrem Freund nach Chile ausgewandert ist. So haben wir auf den Flohmaerken Dekorationsshopping betrieben und ich haette am liebsten auch zugeschlagen – aber mein Rucksack ist und bleibt klein, und das ist auch gut so. Je weniger Sachen man besitzt, desto weniger Sorgen macht man sich, etwas koennte fehlen. Aber die wenigen Kleider, die man besitzt, koennen einem unglaublich auf die Nerven gehen, immer das Gleiche. Immerhin braucht man morgens keine Zeit, um zu entscheiden, was man anzieht: Drei T-Shirts muessen gewaschen werden, eines hat ein Loch, und die anderen zwei sind grad so schoen klein zusammengerollt.

Das "Skelett" Chiles

Tja, dann halt nochmal das gleiche wie gestern! Da alle Reisenden so rumlaufen, ist das okay. Vor kurzem habe ich aber entdeckt, dass es eine sehr einfache Art gibt, seine Garderobe zu wechseln. Zudem ist es aufregend – man weiss nie, was man bekommt: Man bringe seine Kleider in eine Waescherei, zahle, komme am naechsten Tag wieder, nehme eine wunderbar frisch duftenden Tuete in Empfang und packe sie im Hostel aus. Im besten Fall bekommt man einen schoenen (fremden) Schal oder ein „neues“ Paar Socken, weniger erfreulich sind Maennerunterhosen. Leider scheint es eine Art Tausch zu sein und man muss auch was hergeben. Irgendjemand findet wohl in seiner Tuete mein letztes Top ohne Loch. Bitteschoen, gern geschehn. Und vielen Dank fuer den neuen Pulli 😉 !

Santiago im Ruecken

Obwohl sehr grossstaedtisch, gibt es in Santiago doch viele Moeglichkeiten, schnell weg von der Strasse und mitten im Gruenen zu sein. Das eignet sich perfekt fuer Pikniks und Spatziergaenge am Nachmittag. Einmal sind wir eher zufaellig in ein Theater gestolpert – viele Jugendliche haben sich in eine Tuer gequetscht und wir dachten, vielleicht gibt es was umsonst, was man nicht verpassen sollte und sind einfach mal unauffaellig gefolgt. Einmal drin, bekamen wir unsere Plaetze zugewiesen: anscheinend hielt man uns fuer Schueler der Klasse, die das Theaterstueck „Die Hexen von Salem“ anschauen durfte/sollte/musste. Hach, was kamen da Erinnerungen an die „Freunde“ aus meinem letzten Schuljahr auf: Kohlhaas, Josek K, die alte Dame… Das Stueck selber war unglaublich gut gespielt. Obwohl wir nicht viel von dem spanischen Text verstanden haben, konnte man in den Gesichtern und an den Reaktionen der Darsteller erkennen, was passierte. Beeindruckend!

So ein Hostel ist eine tolle Sache: Man trifft so viele andere Leute… Durch deren Erzaehlungen und Reiseberichte wird man inspiriert, Orte zu besuchen, die man davor nicht mal vom Namen her kannte. Man bekommt Geheimtips, Hostelempfehlungen, Adressen von Freunden und. Und ja laenger man reist, desto mehr kann man auch selber erzaehlen und seine Erfahrungen teilen. Obwohl Suedamerika soo gross ist, gibt es doch die „Grundroute“, an der sich alle mehr oder weniger entlang hangeln. Und so kam es, dass Pascal aus Deutschland, Isa aus Rio de Janeiro, Adrian aus Australien und ich beschlossen haben ein Stueck des Weges zusammen zurueckzulegen. Es ist aufregend, zusammen zu planen, den Reisefuehrer druchzuwaelzen, so lange am Ticketschalter zu verhandeln, bis wir Plaetze im gleichen Bus und nebeneinander bekommen… Es erfordert mehr Kompromisse, zu viert unterwegs zu sein, aber dafuer kann man alles teilen und viele Situationen sind einfach leichter und lustiger zusammen. Das und mehr gibts dann im naechsten Blog. Puh, ich haege immer noch hinterher mit dem Berichten; die Zeit, die man normalerweise zum Schreiben hat, geht fuer andere Sachen drauf, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. So far – hasta luego amigos!

...und immer wieder steht man am Busbahnhof, links von mir Isa. Weiter gehts!

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Wein, BBQ und French friends in Mendoza

Ein Riessenpark - 10 min vom Stadtkern entfernt

Blick ueber Mendoza - mit den Postkartenbergen im Hintergrund

Spaetabends am hektischen Busbahnhof in Mendoza angekommen, war ich froh, dass Peter und Maryta mich dort abgeholt haben. (Ausserdem ist es einfach schoen, wenn man in der voelligen Fremde ankommt, und jemand auf einen wartet…) Als die beiden nach ihrem viertaegigen Besuch in Shamballa wieder gefahren sind, haben sie mich eingeladen, ein paar Tage bei ihnen zu verbringen, und diese Einladung habe ich gerne angenommen!   Es war gar nicht so leicht, sich nach fuenf Wochen „Wildnis“ wieder an Waende, Stadttreiben und den Dauergeraeuschpegel zu gewoehnen. Obwohl ich ja wirklich ausgeschlafen dort ankam, hat mich in den ersten Tagen so die Muedigkeit gepackt, dass ich viel in Parks, Gaerten, und im Innenhof des Hauses verbracht hab. Peter und Maryta haben die meiste Zeit gearbeitet (als wichtiger amerikanischer Mann hatte Peter viiele sehr wichtige Projekte am Laufen… zumindestens hat er das gesagt ;-)), sodass ich mit den Tagen wirklich machen konnte, was ich wollte.

Wir kochen: "You know what? I like it!"

Adrian ist den ganzen Tag daheim und schaut Fernseh oder spielt PC-Spiele. Das ist schade, der ist so ein lieber, aufgeweckter Kerl und waere wirklich gut in einem Camphill oder einer Tagesarbeitsstaette aufgehoben. Aber das ist hier lang nicht so selbstverstaendlich wie in Europa, und so laeuft er einfach mit im Alltag, ist aber auch viel alleine. Ein paar Mal sind wir zusammen mit dem Hund spatzierengegangen, da war er so aufgeregt! Ganz herzig hat er allen Leuten auf English erzaehlt: „That’s Marshmellow (der Hund), he’s MY boy!“ Die meisten Leute haben nix verstanden (war ja Englisch), wollten aber nett sein und den Hund streicheln. Das war dann aber auch ein Problem, denn da es „his boy“ ist, darf ihn keiner sonst beruehren. Ich hab auch ein paar Anpfiffe kassiert, als ich aus lauter Gewohnheit Hundeerziehungsmassnahmen gegen das An-der-Leine-zerren durchfuehren wollte. Da hab ich ganz schrecklich unseren verrueckten Chapa daheim vermisst, der zwar spinnt aber dafuer liebenswert und liebesbeduerftig und verschmust ist – nicht wie dieses Kalb hier! Trotzdem war es schoen, mal wieder ueber einen schlafenden Hund steigen zu muessen, um in sein Zimmer zu kommen, und eine kalte Schnauze in der Hand zu haben, wenn man den Arm haengen laesst.

rechts brennt das Feuer, nur die GLut kommt unter den Grill

Meine guten Vorsaetze, hier endlich mal in mein Spanischbuch zu schauen, hab ich leider nicht befolgt. Stattdessen hab ich mir die ultimative Verwirrung gegoennt, indem ich viiiel franzoesisch geredet hab. Gleich zu Beginn bin ich ein paar Leute gerannt, die in Frankreich studieren und hier ein Auslandssemester machen. Wir haben uns total gut verstanden und eine Menge Sachen unternommen: EinenTag sind wir mit dem Bus zwei Stunden in die Berge gefahren, wo ein Frei-Thermalbad ist. Hach, das war vielleicht eine Wohltat! In den (mehr oder weniger heissen) Becken liegen und in den Himmel schauen, rundherum die Berge und Kakteen, die ins Wasser haengen…

Draussenschwimmspass

Waaaah!!

Muy lindo! Ein bisschen bereut hab ich das nur am naechsten Tag, als ich den dicken Sonnenbrand bemerkt hab, den ich mir in der Sonne eingefangen habe. Hier ist die Ozonschicht viel deunner bzw es gibt sie einfach nicht mehr, und so verbrennt man viel schneller. Aber spaetestens hier bin den Rest staubigen Dreck losgeworden, der sich in meiner Haut festgeklammert hatte! An einem anderen Tag haben wir ein argentinisches Grillfest veranstaltet – und was waere ein argentinisches Grillfest ohne Argentinische Grillmeister!? Die sind naemlich die einzigen, die diese hohe Kunst beherrschen. Man grillt hier nicht ueber dem Feuer, sondern macht ein Feuer nebendran, wartet, bis das Holz glueht, zerschlaegt es dann und schiebt es dann unter den Rost. (Alle anderen Grilltechniken sind – natuerlich- grottenfalsch).

Postkarte!

DIe Kirche, eine der aeltesten Gebaeude Mendozas

Mendoza ist wirklich sehr uebersichtlich: fuenf sehr quadratische Blocke bilden das Zentrum, alles andere ist genauso ordentlich drumrum gruppiert. Als die Stadt bei einem Erdbeben nahezu vollstaendig zerstoert wurde, beschloss man, sie komplett neu und sicherer zu bauen. Deshalb gibt es viiiele Baume, die die breiten Prachtstrassen saeumen und kaum wirklich hohe Haeuser. Peter und Maryta wohnen zum Beispiel mitten im Zentrum in einem einstoeckigen Haus und haben einen schoenen Innenhof. Die Strassen sind auch gut beleutet und uebersichtlich, und so war ich gerne und sicher unterwegs. Die Architektur gibt lange nicht so viel her wie zum Beispiel Cordoba, aber es gibt trotzdem viele schoene Haeuser und Plaetze.

Agustino, unser Grillmeister

Die meiste Zeit war ich mit Agustino unterwegs, der aus dem Sueden Argentiniens kommt und den Norden bereist. Neben seinem Rucksack hat er auch seinen Werkzeugkoffer dabei und findet ueberall Arbeit (als Elektriker, oder Maler, oder Gipser…) um sich seine naechste Busfahrt zu finanzieren. Das ist auch eine coole Art, unterwegs zu sein!Er schlief in Mendoza bei seinem Freund und dessen Schwester (und deren Baby) und ein paar Mal haben wir zusammen gekocht und geredet (bzw icheher gestammelt), das war echt schoen.

Weinreben

Tja, und keiner kommt um ein intensives Weinerlebnis in Mendoza herun! Klingt nach betrunkenen Massen, sind aber in Wirklichkeit (ange-)heiterte Gruppen froehlicher Touristen, die die vielen Weingueter besichtigen und testen. Das Ganze laesst sich wunderbar mit dem Fahrrad machen und ist wirklich ein Erlebnis wert – neben verschiedenen Weinsorten kann man auch Oliven und Schokolade probieren.

Da ruht er, der gute Tropfen

80% des argentinischen Spitzenweins kommt aus der Gegend um Mendoza und selbst der billigere Wein hier ist wirklich gut. In der Stadt selber ist man besser nicht mit dem Rad unterwegs (was wir natuerlich waren), da die vielen Busse und Taxis wie ueberall in den Staedten Suedamerikas unheimlich schnell, hupend und risikoreich unterwegs sind. Immerhin haengen hier Plakate, die rasante Fahrer ans Bremsen und Vorsichtig-Fahren erinnern.

Panne im schoensten Panorama

Ich glaube, im Endeffekt reisen alleTraveller so ein bisschen die gleiche Strecke, weil man immer wieder inspiriert wird von den Erzaehlungen derjeniger, die schon da gewesen sind. Und weil Mendoza so nah an der chilenischen Grenze liegt, hab ich beschlossen, mal noch einen Blick nach drueben zu werfen!

In den Anden!

Dort liegt Valparaiso, die Stadt, die in den Liedern besungen wird. Da liegt Santiago, die Hauptstadt Chiles, die wohl am westlichsten aller suedamerikanischen Staedte ist… und am wichtigsten: Um nach CHile zu kommen, durchquert man die Anden. Man faehrt vorbei am Aconcagua, dem hoechtsten Berg der suedlichen Hemissphaere – und allein der Ausblick aus dem Busfenster ist die 8-Stunden-Fahrt wert.

Mein Reisefuehrer sagt, es soll der schoenste Grenzuebergang der

Am Grenzuebergang

Welt sein. Und es ist wirklich atemberaubend, wunderschoen, beeindruckend. Man kann die Kamera kaum noch aus der Hand legen… Spaeter sehen die vielen Bilder der Berge irgendwie gleich aus selbst wenn jedes Photo einen anderen der Ausblicke zeigt, den man einfach nicht einfangen kann. Manchmal hat man GLueck im Unglueck – unser Bus hat auf der steilen Strasse die Berge hoch schlappgemacht.

So hatten wir unfreiwillig eine lange Pause ABER wir standen unmittelbar in der

Das war mal ein Luxushotel - bis die Schlammlawine kam, und blieb

Naehe der Puenta Inka, einer Touristenattraktion, zu der jeden Tag volle Busse von Mendoza aus fahren. Sehr teuer natuerlich. Die Touris steigen dann aus, machen Photos, gucken ins Museum und fahren zufrieden wieder zurueck. Tja, wir waren da ganz umsonst und haben die gleichen Bilder – Aetsch
😉

Von der Fruehsommerhitze Mendozas hoch in die schneebedeckten Berge und auf der anderen Seite wieder runter, ins gruene Chile und mitten ins wunderschoene Valparaiso… Aber das ist ein anderes Kapitel!

Der Fruhlingswasserfluss

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Shamballa 2 – wenn man doch nicht gehen will…

Mit Michal, endlich oben auf dem Berg angekommen

… dann bleibt man einfach laenger als geplant! Das ist einer der ganz grossen Vorteile, wenn man ohne feste Route, alleine und mit ganz viel Zeit im Gepäck unterwegs ist. So hab ich mein Busticket um eine Woche verschoben – und es war eine klasse Woche! Zum einen hat der Hund Welpen bekommen, die fiepsend und total verplant im Zelt umher gerollt sind (bei den Proportionen ist irgendwas schiefgelaufen – waehrend Kopf und Bauch kugelrund und gross sind, wirken Beine und Schwanz winzig!). So süss…

Tila und die "Puppies"

Zum anderen waren wir ein tolles Dreiergespann und haben viel geschafft, gelacht und den Fruehling genossen: Jonna aus Schweden, Michal aus Colorado und ich haben neue Beete angelegt, endlich den Drachen repariert, aus alten Holzresten eine Sitzecke gebaut und viel Brot gebacken. Da es auch mittags deutlich weniger heiss war, als die Wochen davor, waren wir nachmittags viel unterwegs, haben den Cerro de Cruz bestiegen und das Jazzfestival in San Marcos besucht. Die Stimmung in Shamballa war total gut.

Mit Jonna beim Brotbacken, egal wie viel wir gemacht haben, spaetestens nach zwei Tagen war alles weg

Wenn ich jetzt meinen letzten Blog lese, habe ich das Gefuehl, man bekommt nur mit, wie penibel Andrea und Nate sein koennen. Aber nachdem wir fuenf Wochen tagtaeglich zusammen waren, habe ich noch ganz viele andere Seiten der beiden kennengelernt, die ich total schaetzen und bewundern kann. Den Mut zu haben, nach 15 Jahren Amerika wieder nach Argentinien zurueckzukehren, das ist schon was. Ohne Job, ohne Sicherheit, aber mit dem Traum, einen Lebens-Platz fuer sich zu schaffen und den mit anderen teilen. Systemaussteiger die nicht einfach alles schlecht machen, sondern versuchen, im Kleinen Alternativen zu schaffen. Mit ganz viel Einfallsreichtum und Enthusiasmus – manchmal halt soviel, dass dann nur die Haelfte auch fertig wird.

 

Die Trockenheit forderte Opfer... nein, der arme Kerl heir wurde ueberfahren und ist staubtrocken und leicht wie eine Feder

Aber bei all dem haben sie einfach Spass, Andrea kann einfach nur da sitzen und 10 Minuten ueber eine Katze lachen, die mit dem Wasserschlauch spielt. Oder sie nimmt uns mit dem Jeep mit ins Staedtchen, um uns ihre Lieblingsecken am Fluss zu zeigen. Dann wird halt mal ein Tag nicht gearbeitet – morgen ist auch noch ein Tag.

 

 

 

 

 

Gestern war es nur eine Knospe...

Lange Rede kurzer Sinn – Es war wirklich schoen. Am letzten Abend hatten wir sogar noch ein Open-Air-Kino; mit Generatorbrummen im Hintergrund und circa einer Millionen Fliegen auf der Leinwand! Dazu ein Feuer, Tee, und in Decken gehuellt auf der guten alten neuverputzten Lehmbank sitzen… das hat schon was! Am naechsten Morgen dann packen und ab in den Bus Richtung Mendoza – Freunde, Feste und Wein warten!

 

Shamballa-Family

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Shamballa in San Marcos Sierra- wo sich Hund und Hippie Gute Nacht sagen

Die Schoenheit der kargen Landschaft

Die Schoenheit der kargen Landschaft.

Je weiter sich der Bus von Cordoba entfernte, desto leerer wurde die Landschaft. Am Anfang hielt der Bus noch in kleinen Busbahnhoefen, dann nur noch an Bushaltestellen und schliesslich einfach am Rand der Landstrasse, wann immer jemand raus- oder rein wollte. Und da hab ich mich dann wiedergefunden, mit Sack und Pack im Wuestenstaub! Von dort aus gings mit einem Uraltbus, der vermutlich aus dem Museum gerollt kam, ins Staedtchen und dann per Taxi nach Shamballa, auf eine kleine Farm im weiten Dornengestruepp-Kaktus-Wuesten-Land. Dieses Permacultureprojekt existiert erst seit einem Jahr und wurde von Andrea und ihrem kalifornischen Freund Nate gegruendet. Alles est noch in den Anfaengen, aber was schon ist, ist sehr schoen, und was wird, wird sicher toll!

Die Dusche ist wie eine Spirale, und in der Mitte ist der Duschkopf

Viele Kuenstler haben hier kleine Kunstwerke hinterlassen, die einem gar nicht sofort auffallen, so gut sind sie in ihre Umgebung integriert: Ein Muschelmobile, das von einem Ast baumelt, Baumgirlanden aus Steinchen und Draht, eine Schnitzerei am Zaunpfosten… Und in die kleinen Lehmgebaeude sind liebevoll Flaschen, Mosaikbilder und Reliefs eingearbeitet – einfach schoen!
Bis jetzt gibt es eine Outdoorkueche, ein kleines Trockenklohaeuschen (gepinkelt wird auf im Pferdegelaende) und eine Draussendusche; ein Huettchen, in dem Andrea und Nate schlafen und Zelte und Tipis fuer Gaester und Woofer – Freiwillige aus aller Welt, die gegen Kost und Logie mitarbeiten. Das Leben ist hier (wie auf der Webseite angekuendigt) wirklich sehr „close to nature“!

Der Madalagarten

Tja, da stand ich nun mit meinen sieben Sachen und bin in eines der Tipis gezogen. Eine Freundin hat von diesem Platz geschwaermt und so hab ich einfach mal angefragt, ob ich fuer einen Monat kommen kann. Natuerlich ohne mich davor zu erkundigen, um was es sich genau handelt. Als Andrea dann interessiert gefragt hat, was ich denn schon alles ueber Permaculture weiss, hab ich grosse Muedigkeit vorgegaukelt und bin schnell ins Tipi verschwunden, wo ich – oh gluecklicher Zufall!- ein Buch ueber dieses Thema gefunden habe, und mich erst mal durch geblaettert habe. Fuer alle, die (wie ich) noch nie was davon gehoert haben: Permaculture ist eine Art und Weise, einen Garten oder ein ganzes Grundstueck zu gestalten, und dabei der Natur so viel Raum wie moeglich zu lassen. Anstatt z.B. eine Art Gemuese zu pflanzen versucht man, verschiedene Arten in ein Beet zu pflanzen, die sich gegenseitig beim wachsen „unterstuetzen“ und den Boden lebendig halten. Im Grossen und Ganzen versucht man, den menschlichen Einfluss so gering wie moeglich zu halten und trotzdem bestmoeglich davon zu profititeren, und das ohne giftige Insektenschutzmittel oder kuenstlichen Duenger. In anderen Worten: Wer lieber beobachtet und viel anstrengende Arbeit so gut wie moeglich vermeiden will, ist hier genau richtig!

Das Haus

Das groesste Projekt hier ist im Moment das Haus, das Stueck fuer Stueck aus dem sandigen Boden waechst. Ganz nach oekologischen Baugrundsaetzen besteht es aus den Materialien, die hier natuerlich vorkommen: Steine aus dem FLussbett, Lehm (der aus Sand, Wasser, Stroh und Pferdeaepfeln gemacht wird) und Holz. Bis jetzt stehen „nur“ die Grundwaende und das Dach, aber der Charme, den dieses Haus mal haben wird, ist schon spuerbar. Wie gut muss es sich anfuehlen, in den eigenen vier Waenden zu wohnen, die man selber entworfen und auch wirklich mit eigenen Haenden gebaut hat!

Brunnenkuehles Bier!

Ich habe ja daheim den Ruf als Chaosqueen, aber liebe Leute, es geht noch viel schlimmer! Vieles ist hier sehr provisorisch, alles ist „irgendwie“ mit Draht fixiert und je eh nur voruebergehend. Der Strom kommt von Solarzellen, die mit viel Glueck auch funktionieren und wenn man etwas kuehl halten will in der Affenhitze, die hier nachmittags herrscht, laesst man es am besten an einer langen Leine den Brunnen runter.

Sonnenuntergang...Leider sieht man nicht wie UNGLAUBLICH dreckig meine Fuesse sind!

Wenig Komfort – viel Abenteuer! Aber wenn man sich erstmal daran gewohnt hat, ist es erstaunlich, wie gut man einfach leben kann. Man geht schlafen, wenn es dunkel ist und steht auf wenn es hell wird – und bekommt satte 10 Stunden Schlaf. Sehr erholsam nach kurzen Naechten in Buenos Aires und Cordoba… Das Duschwasser ist nur manchmal heiss, aber dafuer waermt einem die Sonne den Ruecken,  und nach dem Duschen fuehlt man sich wirklich wie neugeboren – que bueno!

Mit lovely friend Laura

An das Leben hab ich mich schnell gewohnt, aber mit Andrea und Nate und ihrem Lebensstil hab ich am Anfang ganz schoen zu kaempfen gehabt. Ich hab mich nicht sehr willkommen gefuehlt und es gab wenig Verstaendnis fuer all die Fehler, die ich gemacht hab (Zum Beispiel als ich eine Bank sauber machen wollte, die sich dann als Lehmbank entpuppt hat, an die auf keinen Fall Wasser kommen darf… Trockenreiben ist auch eine schlechte Idee – das gibt fette Kratzer). Aber wie soll ich es auch wissen, wenn es mir keiner erklaert?! Da soll ich selbststaendig was machen, hab aber keine Ahnung wie. Das kann nur schiefgehen. Naja, ich glaube, beide Seiten haben was anderes erwartet, ich mehr Anleitung und sie mehr Kenntnisse. Trotzdem schade, dass sie so viel Selbststaendigkeit erwarten, aber gleichzeitig so festgefahren sind in ihren Vorstellungen, wie Sachen sein muessen. Also ist eigentlich alles, was man macht, erstmal falsch („…und Paprika kocht man, die kann man doch nicht roh im Salat essen! Brokkoli dagegen schon…“) Manchmal bekommt man fast den Eindruck, sie wollen vor allem Woofer haben, damit jemand kocht und putzt. Aber da ich anscheinend weder kochen (siehe Paprika im Salat) noch putzen (siehe Lehmbank) kann, bin ich fuer den Gartern zustaendig, was mir sehr recht ist. Beim Bewaessern kann man nix falsch machen und ich bin froh, meine Ruhe zu haben 🙂

Die besagte Lehmbank und der Drachenofen

So war ich zu Beginn in Gedanken oft unterwegs: Daheim in Deutschland, in Frankreich, in Neuseeland, Indien und Australien und wo sich meine Lieben im Moment sonst noch so befinden. Und hab mich gefreut, ueber all die lieben Mails… Ich bin froh, dass ich trotz komischem Anfang die vier Wochen wie geplant geblieben bin, denn es hat sich wirklich veraendert. Ich hab mir selber Aufgaben gesucht, was sehr viel besser geklappt hat, als alles zu erfragen. So hab ich zum Beispiel das „Improvisationspferdegatter“ durch ein stabiles Tor ersetzt, Schilder fuer die Gebaeude gemalt, den grossen Werkzeughaufen geordnet usw. Und siehe da, auf einmal wurde ich gelobt fuer meine gute Ideen und das selbststaendige Arbeiten und der Umgang miteinander wurde viel herzlicher. Na also, geht doch!

Das Improvisationstor...

...Voila, das neue "Antinachtsausbrechgatter"

Vollmond ueber Argentinien

Der Titel: „Wo sich Hund und Hippie Gute Nacht sagen“ stimmt eigentlich nur so halb. Waehrend die Menschen (mich eingeschlossen) naemlich Gute Nacht sagen, weil sie planen zu schlafen, sagt der Hund „Wau“ und meint damit: „Jaja Menschlein, versuch du nur Schlaf zu finden. Ich sitze in der Naehe von deinem Zeit und belle von Zeit zu Zeit grundlos in die Nacht hinaus, schoen laut und ausdauernd. Mal sehen, wer mir so antwortet.“ Das macht er dann auch. Und tatsaechlich, aus allen Himmelsrichtungen stimmen seine Freunde in das Geklaeffe mit ein. Da kann man vor Freude eigentlich nur noch heulen (was der tierische Chor dann auch macht).  Und du liegst in deinem Bett und wuenschst dir ein grosses Gewehr…^^ Aber es gibt noch eine Steigerung zur naechtlichen Stoerung durch Hunde: Wenn die beiden hyperaktiven Pferde beschliessen, so lange gegen den Bambuszaun zu treten, bis er dann auch wirklich bricht, um dann froehlich in die Nacht zu galoppieren. Das Ende vom Lied (oder besser gesagt: Das Ende der Nacht) ist dann, dass sich alle aus den Schlafsaecken quaelen und mit Taschenlampen und Karotten bewaffnet nach den Pferden suchen, die sich im Garten einen Imbiss goennen oder schon auf und davon sind, wenn das Haupttor nicht richtig geschlossen war. Warum das alles nachts sein muss, hab ich bis heut nicht verstanden…

Kleines Bilderraetsel - wo ist die Babytarantel, die morgens vor meinem Zelt sass?

Ganz allgemein geniessen Tiere hier viele Extrawurstrechte, die mich zu Beginn echt Nerven gekostet haben.  Die Katzen essen, sitzen und schlafen auf dem Tisch, die Hunde kommen ueberall hin mit und da es in der Outdoorkueche keine geschlossenen Schraenke gibt, fallen riessige Beissameisen ueber alles her, was nicht luftdicht in Dosen, Glaesern oder Tueten verpackt ist. Man kann morgends die sehr gut organisierten Kolonnen beobachten, die systematisch Bananenstueckchen, Zucker und Reiskoerner abtransportieren. Faszinierend! Schade nur, dass fuer uns kaum noch Essen uebrig bleibt 🙂 Aber so ist das halt, „close to nature“.

UNterwegs zum verheissungsvollen Fluss...

Mein Bereich ist der Gemuesegarten, der angesichts der wuestenaehnlichen Temperaturen morgens und abends gut gewaessert werden muss. Unkraut gibt es erfreulicherweise kaum, da die Erde um die Setzlinge mit Stroh bedeckt ist, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Leider ist anscheinend kein Kraut gegen die Ameisen gewachsen, die auch hier ganze Arbeit leisten und sich von dem Biopulver, das sie angeblich fernhalten soll, nicht aufhalten lassen. So trete ich tagtaeglich in den aussichtslosen Kampf gegen die Biester – das macht mir aber nix aus, viel zu gross ist meine Freude darueber, dass es hier keine einzige Schnecke gibt – Juhuh! 🙂 Da kann man froehlich Salat ernten, ohne die Gefahr, eines dieser schleimigen Wesen zu beruehren. Das klingt nach odealem Lebensraum fuer mich – wenn es nur nicht so heiss und trocken waere. Als ich ankam, herrschte Trockenzeit, das heisst tagsueber gut ueber 30 Grad, nachts saukalt und rund um die Uhr staubtrocken. Die Baeume waren braun und wirkten wie abgestorben, das wenige Grass war gelb und knickte bei der kleinsten Beruehrung ab. Alles war karg und leblos, sogar das Flussbett war auisgetrocknet. Und dennoch war die Landschaft atemberaubend schoen!

Argentinische Weite

So, wie ich mir Argentinien vorgestellt hatte: EIne Weite nach allen Seiten, viele Kakteen, Berge und vor allem strahlend baluer Himmel. Ohne eine Wolke, klar wie das Windowhintergrundbild zu jeder Tageszeit. Uebertroffen wird das nur noch vom Sternenhimmel nachts. Man weiss gar nicht, wo man hinschauen soll in diesem Meer von blitzenden Puenktchen. Leider kenne ich kein einziges Sternenbild hier in der suedlichen Hemisphaere, aber man braucht nicht viel Kreativitaet, um sich selber welche auszudenken. Das ist wundervoll: Eingemummelt im Schlafsack im Tipi liegen und durch das Loch in der Decke einige Sterne zu sehen. Jetzt noch Ruhe und die Nacht waere perfekt…

Hippie!

Am schoensten ist es, wenn man solche Dinge teilen kann. Mit mir kam Laura aus Australien an, ein lovely friend vom Yogapark – wie schoen, neue alte Gesichte wiederzusehen! Die Nachmittage sind frei, und so hatten wir viel Zeit fuer Erkundungen: Das leere Flussbett hoch und runter tigern, eine Wuestenwanderung zu einem FLuss machen, der tatsaechlich auch Wasser hat und wie eine Oase in der Wueste ist, Pikniks in Kakteenschatten veranstalten und das Stadtchen auskundschaften.

Siesta fuer Mensch und Tier

Das goldene Zeitaltern von San Marcos muss waehrend der Hippiezeit gewesen sein. Die Haeuser sind bunt bemalt, in die Zaunpfosten und Baeume sind Peacezeichen geschnitzt und 80% der Laeden verkauft Batik-Wallekleider, ausgefranste Second-Hand-Jeanshosen mit Aufnaehern und Ledersandalen. In den Gassen haengt der Gertuch von Gras imd Raeucherstaebchen und man sieht VW-Busse, Kaefer und Enten die mehr

San Marcos Sierra

recht als schlecht aber dafuer quietschbunt durch die Strassen rollen. Die Mehrheit der Leute hier ist aber zu Pferd unterwegs. „Die gealterten Hippies, die mit der Zeit stehen geblieben sind“, haben wir uns gedacht. Aber nur, bis wir zur naechsten Strassenecke kamen: Dort war naemlich ein Fussballplatz, auf dem eine Horde Jungskickte – doch aussen am Zaun, wo normalerweise Skateboards und Fahrraeder liegen, waren Pferde und Esel angebunden! Unglaublich.

Die Leute hier sind sehr nett, fragen uns, woher wir kommen, laden uns zum Mate ein und erzaehlen, wie viel besser hier frueher alles war… Dabei wirkt es fuer uns so alt! Keine Supermarktkette ist vertreten, es gibt nur Tante Emma Laeden, die so heissen wie ihre Besitzerinnen (Marias, Christinas…) Und nach einem SOmmergewitter kanne s schon mal sein, dass es fuer ein paar Tage kein Internet gibt. Alles halb so schlimm, hauptsache, die Siesta kommt nicht zu kurz. Dann ist von 14-17h (oder auch von 13-18h) jeder Laden geschlossen. Es gibt Geschaefte, die hab ich in den ganzen vier WOchen noch nicht offen gesehen! Ist mir eh ein Raetsel, wie die Leute hier ihr Geld verdienen: Fuenf Arbeiter machen den Job von einem, und das in einem wohnzimmergrossen Geschaeft: Einer packt die Aepfel in eine Tuete, der zweite wiegt und beim dritten bezahlt man. Ein weiterer dreht die Etiketten der Konservendosen nach vorne und mindestens einer ueberwacht die anderen. Was sagt man dazu!?

Wie meditieren uns in unsere Koerpermitte...

WIe dem auch sie, in San Marcos versammelt sich alles, was ausserhalb der Norm leben will, es gibt viele Einwanderer und Gesellschafts-AUssteiger. Trotzdem gibt es ein gewisses Bild, in das man passen muss. Letztes Wochenende war hier ein grossen Festival, bei dem die Weiblichkeit und Frauen im Allgemeinen gefeiert wurden 🙂 Andrea hatte einen Muffinstand und so konnten wir drei Tage lang sehr interessante Menschen beobachten,

Marta, Andrea und Nate

Vortraege ueber die Aura und Hellsichtigkeit anhoeren und an Meditationen teilnehmen. Ich haette nicht gedacht, dass man sich in Jeans und T-Shirt overdressed vorkommen kann, aber alle, wirklich alle waren in bunte Roecke, Baumwollkleider oder Seidenhosen gehuellt und sehr spirituell. Und es war echt eine Demonstration der Weiblichkeit – schwangere, stillende und wickeltuchtragende Frauen soweit das Auge reicht! Ich hab mich nicht wirklich Teil des Ganzen gefuehlt, aber als ich mich unauffaellig unter die Menge mischen wollte, bin ich aus Versehen mitten in einen Ritualtanz oder so was geraten. Ploetzlich haben alle angefangen zu tanzen, zu singen,  sich mit Traenen in den Augen zu umarmen und sich bei einander fuer dieses aussergewoehnliche Geschehen zu bedanken. Ich hab mir sehr Muehe gegeben, ergriffen auszusehen und unauffaellig zu verschwinden, aber es gab kein Entkommen. ALso hab auch ich mich herzlich bedankt (wusste leider nicht fuer was), wurde noch mit einem Raeucherfass energetisch gesauebert und bin brav mit um den Fruchtbarkeitsstab getanzt, Hand in Hand mit einer Oma mit langen, grauen Zoepfen und einem Blumenkind mit Dreadlocks. Das ist doch mal eine Erfahrung!

Auf dem Festival

Nach dem Festival ist Laura, die mir wirklich eine liebe Freundin geworden ist, weitergezogen und es kamen neue Woofer und Gaeste. Alles steht und faellt mit den Leuten, und wir hatte echt eine Menge Spass! Die Woche davor waren Peter, Maryta und Adrian da – alles spezielle aber liebenswuerdige Persoenlichkeiten. Peter ist  Filmregisseur, Architekt, Musiker und noch so einiges mehr. Und er ist der Amerikaner, wie er im Buch steht! Weissgekraenzte Halbglatze (sehr rot), dicke Kamera, beige Cargoshorts und alles ist entweder „fucking shit“ oder „amazing awsome“. An dieser Stelle fuer alle meine lieben Klassenkameraden, die die Englischlektuere gelesen haben – hier ist er, der orginal American Tourist der Muni die Pferdestatue abschwatzen wollte 🙂 Seine Frau Maryta ist die Liebswuerdigkeit und Geduld in Person, sowohl mit ihrem Mann als auch mit ihrem Sohn Adrain, der Downsyndrom hat. Adrian behauptet strikt, Spanisch zu sprechen, spricht aber in Wirklichkeit einfach die englischen Woerter mit einem spanischen Akzent aus. Sehr suess, auch wenn ich nichts verstehe. Ausserdem gibts fuer ihn zu jeder Tageszeit einen Anlass fuer eine Umarmung: „You wanna gi’me a hug?“. Was diesem Ort manchmal an Waerme fehlt, macht er mit einer einzigen, herzlichen Umarmung wieder gut. Die drei wollen hier Land kaufen und eine Tomatenplantag gruenden. Wie das bei diesem Klima gehen soll, bleibt mir ein Raetsel. Vielleicht erfinden sie eine neue Art Trockentomaten…

Maryta, Peter, Andrea, Adrian und Marta

Waehrend in good old Germany der Herbst beginnt, wird hier wie durch ein Wunder alles gruen! Die Blumen bluehen von einem Tag auf den anderen, die „toten“ Baeme haben frischgruene Kronen und die Naechte werden waermer. Warum? Es ist Fruehlingsanfang und man kann Zuschauen, wie alles lebendig wird, das geht so rasend schnell. Der Fluss hat wieder ein bisschen Wasser, und das Ufer erblueht in leuchtendem Rot und Gelb. Abends kuehlt es nicht mehr so schnell ab, und die heissen Nachmittage werden durch den frischen Windhauch fast schon angenehm. Und als es letzte Nacht gewittert hat, mit Donner, Blitz und prasselndem Regen, da wurde mir klar, dass ich noch nie so sehr ueber Sauwetter gefreut hab! Nicht ganz so erfreut war Jonna, deren Bett leider unter dem Tipiloch in der Decke stand…

Tja, und heute sind sie um, die vier Wochen und ich staune, wie schnell es ging! Ich habe das Gefuehl, jetzt alles zu kennen und noch viel laenger bleiben zu koennen. Zudem bin ich in der Shamballahierarchie aufgestiegen – jetzt sind andere Leute da, die ich versuche vor all den Fettnaepfchen zu warnen, in die ich getappt bin. Aber das ist eine Reise, und es gibt noch so vieles was ich sehen, erleben und ausprobieren will. So werde ich mich wohl bald verabschieden, von Andrea und Nate, die dann einen anderen armen Woofer anlernen muessen, in welche Richtung die Milch schaumig geruehrt werden muss. Von Marta, die nun einen neuen Laesterpartner finden muss und meiner lieben schwedischen Tipigenossin Jonna, deren wunderschoenes Gitarrenspiel mir abends fehlen wird. Von den Hunden, die sich jetzt von mir aus heiser bellen koennen und den Katzen, die keiner mehr vom Tisch schmeisst, wenn Andrea es nicht sieht. Von den Pflaenzchen, die ich hab wachsen sehen und dem Kolibri, der mich beim Waessern besucht hat. Zurueck lass ich ein paar neue Draht-Stein-Basteleien, die in den jetzt gruenen Straeuchern haengen…

Ich umarme euch aus der Ferne!

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Von Buenos Aires über „Indien“ nach Cordoba

Das typische Postkartenmotiv: im Stadtteil La Boca. Auch wenn es dort total touristisch ist und alles vor Strassenhaendlern wimmelt, werden die bunten Haeuser normal bewohnt.

Das typische Postkartenmotiv: Im Stadtteil La Boca. Auch wenn es dort total touristisch ist und alles vor Strassenhaendlern wimmelt, werden die bunten Haeuser normal bewohnt.

„Buenos Aires ist ganz Argentinien“, sagen manche Porteños, die Bewohner der Stadt. Und damit haben sie nicht ganz Unrecht! Immerhin lebt ein Drittel der Bevoelkerung Argentiniens hier (BA und Umgebung 13 Mio…). Trotzdem muss man sagen, dass viele Ecken der Stadt unglaublich europaeisch aussehen. Das kommt auch daher, dass zu reiche Argentinier und Einwanderer im letzten Jahrhundert beschlossen haben, sich dem Zeitgeist anzupassen und ganze Gebaeude aus Frankreich und Italien importieren liessen. Jawohl, von den Deckenbalken bis zum Lampenschirm wurde alles per Schiff hier her geschafft – was fuer ein Aufwand!

Verhungern in BA ist unmoeglich!

Angekommen mussten wir uns erstmal wieder an die Hektik, den Laerm und das bunte Stadttreiben gewoehnen. Und nicht zu vergessen die erhoehte Aufmerksamkeit, die hier angesichts der vielen Taschendiebe und rasenden Taxis notwendig ist. Das macht muede, aber wer schlafen will, sollte besser nicht nach Buenos Aires kommen, denn das Nachtleben hier ist einmalig. Wir haben das gleich ausgetestet und sind zum „Welt-Tango-Festival“ gegangen – wow! Am meisten haben mich die Tangoorchester beeindruckt, sowas von emotional und mitreisend. Die Leute waren ueber meine Herkunft ganz begeistert, aus Deutschland kommt anscheinend das Akkordeon, das der grosse Bruder des Harmoniums ist, dem wichtigsten Tangoinstrument. Und in Deutschland spielen ja alle Akkordeon (und sind immer puenktlich, verbringen den ganzen Tag ernst arbeitend und sind natuerlich blond und blauaeugig…). Aha, wieder was dazu gelernt 🙂

Naja. So aehnlich sieht das aus - allerdings haben wir falsche Kleider dafuer an, vor allem falsche Schuhe!

Die naechsten Abende waren wir in sogenannten Milongas. Dort geht man gegen 21h hin, isst zu abend, kann ein- zwei Tangoanfaengerkurse mitmachen und sich anschliessend selber auf der Tanzflaeche versuchen, bis spaeter die richtig guten Taenzer kommen. Meistens spielt auch eine Liveband und man trifft auf die verschiedensten Menschen! Wir hatten echt eine Menge Spass und haben tapfer versucht, elegant dahinzugleiten… Das Geheimnis des Tangos? „Es muss eng getanzt werden, damit die Frau fuehlen kann, wohin der Mann sie fuehrt.“ Super, dachte ich, das hilft mir nur leider auch nicht weiter. Aber es ist wirklich so. Wenn man sich darauf einlaesst (was am Anfang ganz schoen schwierig ist – immerhin sind das voellig fremde Menschen), staunt man, wieviel sich wie ganz von alleine ergibt! Vorausgesetzt, der Herr kann fuehren…  Fast noch mehr Spass als das selber tanzen macht allerdings das Zuschauen. Man bekommt immer den Eindruck, es handle sich um eine Choreographie – dabei kennt sich das eng tanzende Paar oft gar nicht.

Der San Telmo Markt Sonntagmorgen - ein Jammer, dass ich alles, was ich kaufe noch Monate lang mit mir rumtragen muss! Da ueberlegt man sich fuenfmal, was schoenes zu kaufen...

Man kann kaum feste Schritte erkennen, alles verlauft in den Bahnen, die der Mann einschlaegt. Hoert sich ganz schoen machomaessig an, aber anscheinend geht es den ganzen Tanz nur darum, dass sich die Frau schoen und umgarnt fuehlt… 🙂 Meine Favoriten waren oft die aelteren Paare. Die waren so richtig schick zurechtgemacht und wirkten so jung und lebendig, wenn die Musik erklang. Die juengeren Paare hatten das Feuer, die alteren die Eleganz… Hach aber das kann man schlecht beschreiben, Tango ist etwas, das man selbst sehen (und vor allem fuehlen!) muss.

Neben den Milongas und Discos gibt es natuerlich auch noch unzaelige neue und alte, urige und moderne, suesse und coole Bars, wo sich Abende (und Naechte) wunderbar verbringen lassen.Tagsueber sind wir oft stundenlang einfach nur durch die Strassen flaniert und immer wieder in einem der charmanten Cafes haengengeblieben, oder haben ein Museum besucht oder mit Argentiniern Mate getrunken, oder oder… Die Stadt ist in Viertel eingeteilt und das U-Bahnsystem ist uebersichtlich, der Transport billig. Es gibt so viel zu sehen, so viel zu erleben, dass die Tage nur so verfliegen.

Eine Strassenecke in San Telmo

Die vielen Kunst- und Schmuckmaerkte auf den Plaetzen der Stadt, den Hafen mit all den kleinen Schiffsmuseen, die beeindruckenden Gebaeude in den verschiedensten Stilen, die ganzen Buecherladen und Antequitaetengeschaefte (die verkaufen alles, was nicht niet und nagelfest ist – hier kann man Stunden verbringen, und das Beste ist, dass man nichts kaufen will, sondern nur anschauen und anfassen ;-)), die vielen winzigen Kiosks und Obstlaeden, dazwischen die schicken Boutiquen und an jeder Ecke kann man Empanadas, gefuellte Teigtaschen kaufen… Und es gibt so wahnsinnig viele andere Backpacker hier (vor allem Franzosen), dass man manchmal ganz bewusst den Kontakt zu den Menschen hier, zu der Kultur, wegen der man eigentlich kam, suchen muss. Katja, eine Freundin von der Yogafarm hat das „das Paralleluniversum der Reisende“ genannt. Deshalb war ein weiteres Highlight hier die Geburtstagsparty einer Argentinerin, die uns zwar nicht kannte, aber spontan eingeladen hat. Trotzdem ist es natuerlich auch klasse, andere Reisende zu treffen, Tips und Erlebnisse auszutauschen, gemeinsam Sachen zu unternehmen…

Die 9 de Julio - eine Autobahn mitten in der Stadt

Wir hatten tolle, erlebnisreiche Tage; haben gefeiert und getanzt, gelacht und Cafe getrunken, um „Baby-Alpaka-Wolle-Pullover“ gefeilscht und uns in voellig ueberfuellte Stadtbusse gequetscht (um dann an der richtigen Haltestelle nicht mehr rauszukommen…) – unvergesslich! Die Australier sind nach einigen Tagen weiter, und auch Alayna ist nach Cordoba aufgebrochen. Und obwohl ich auch danach viel zusammen war mit den Backpackern vom Hostel, oder anderen Leuten, die wir kennengelernt haben, hab ich mich gegen Ende manchmal… in Raum und Zeit verloren gefuehlt. Das kann ganz toll sein – einfach nur in einem schoenen Park sitzen, die Fruehlingssonne geniessen und die Atmosphaere einatmen. Aber irgendwann hat man die „must-sees“ gesehen, die Touristen-Liste abgehakt und dann braeuchte man etwas zu tun, einen Plan oder ein Ziel – oder zumindestens ich hatte den Eindruck. Zudem fliesst einem das Geld wirklich aus der Tasche hier.

Dieses komische Maedchen ist eines der Kennzeichen Buenos Aires' - keine Ahnung warum. Also, hop, noch ein Touristenphoto 🙂

Mein naechstes Ziel sollte Cordoba sein, die „Kulturhauptstadt Suedamerikas“. Aber davor wollte ich noch mal zurueck auf die Yogafarm, wo ein grosses Festival stattfinden wurde. Und wie oft hat man schon die Moeglichkeit, in Argentinien auf ein Hare Krsna Festival zu gehen? Eben. Also hab ich meinen Rucksack geschnappt und der Stadt goodbye gewunken!

Eine Madre - alle waren so aufgeregt!

Der Guru beim Vorsingen waehrend der Zeremonie im Tempel. Hauptsache laut, Melodie wird voellig ueberbewertet...

Das Festival wurde organisiert, weil es den Gebutstag von Bhakti, der weiblichen Inkarnation Krsnas, zu feiern galt. Zudem war es auch der 10. Geburtstag des Yogaparks. Es war schoen, wiederzukommen, ein bisschen wie heimkommen. Einige der Volonteers, mit denen ich vor 2 Wochen hier war, waren immer noch da, und viele alte kamen zurueck, um das Festival mitzuerleben. Das war ein Hallo! Und es war gut, dass soviele Haende mithalfen. Kochen fuer 200 Leute ist schon ein Kraftakt (plus duzende Teller, die gespuelt werden wollten) aber es hat Spass gemacht. Den ganzen Tag ueber gab es Vorfuehrungen, viele Saenger (gute und naja… welche, die glauben, dass sie gut sind) und die Kroenung war ein Theaterstueck, das Katja mit den Australiern einstudiert hat. Es war ein voller Erfolg, die Leute haben sich koestlich amuesiert – ueber die spanische Aussprache der Darsteller! Und -ganz wichtig- der Guru war da, extra aus Chile angereist. Es war interessant zu sehen, wie er behandelt wurde. Manche haben sich hingekniet und tief verbeugt, andere haben mit ihm ueber sehr weltliche Scherze gelacht.

Alle waren angezogen wie in einem Bollywoodfilm

ALs ich in der Kueche aufgeraeumt hab, kam er rein und begruesste mich sehr freundlich. Ich war total ueberfordert und wusste nicht, was ich machen oder sagen soll! Er wollte wissen, woher ich komme und meinte dann lachend: „Alemania, me gusta… Ik bin ein Berliiner!“ 🙂

Wir hatten auch ein langes Gespraech mit einem der Moenche, das war wirklich interessant. Zu erfahren, warum er sich so angezogen fuehlt von dieser Lebensphilosophie, welches die Grundsaetze sind und wie sie heute in Argentinien gelebt werden (koennen). Abends war dann die Zeremonie – 100 Leute in dem kleinen Tempel, singend und tanzend, begleitet von Trommelwirbeln und Raeucherstaebchenduft. Und es gab eine echt riessige Dulce de Leche Geburtstagstorte. Wir hatten schon Angst, die wuerde geopfert werden und vor Krsnas Statue stehen bleiben, aber zum Glueck bekamen alle ein Stueck davon. Schon lustig, da fliegt man um die halbe Welt, um Suedamerika kennenzulernen und findet sich wieder zwischen Sari-tragenden Frauen und Mantra-singenden Moenchen – wie am Set eines Bollywoodfilmes in Indien.

Die Theatergruppe - Vaquita, der Hund sollte die Kuh spielen, und bewegte sich vor Lampenfieber keinen Schritt 🙂

Am naechsten Morgen war allgemeines Aufbrechen, Abreisen und Abschiednehmen. Ich habe den Tag in der nahegelegenen Stadt Lujan verbracht, um den Nachtbus nach Cordoba zu nehmen.

Die schoenste Kirche in Cordoba!

Auf der Landkarte ist es nur ein Fingerbreit von Lujan entfernt – in Wirklichkeit sind es fast 10  Stunden! Dort hab ich zu meiner grossen Freude Alayna wiedergetroffen und wir haben die Stadt erkundet, auch wenn mein Sightseeingspeicher nach Buenos Aires noch ziemlich voll war. Cordoba ist fuer mich die Stadt der Kirchen, es gibt hier wirklich viele wunderschoene Kirchen und Katedralen aus verschiedenen Epochen. Der Stilmix ist sehr interessant – ganz alte neben ganz neuer Architektur. Und wenn man sich auf einen der vielen Plaetze setzt, kann man sicher sein, dass sich jemand dazusetzen wird um ein Gespraech zu beginnen. Die Menschen hier haben einfach die Zeit dafuer, oder besser gesagt, sie nehmen sie sich. Selbst wenn sie eigentlich einen Termin haben -Puenktlichkeit ist ein sehr dehnbarer Begriff hier. Komm ich heut nicht, komm ich uebermorgen…

Ein Strassenmusikgig

Schlafen konnte ich bei einer Freundin, die hier studiert und wirklich very little Englisch spricht – das ist zwar manchmal schwierig mit der Kommunikation aber definitiv hilfreich fuers Spanischlernen! Man ist so faul, wenn man die ganze Zeit Englisch sprechen kann. Tja, und morgen geht es schon wieder weiter. Ich habe einen WWOOF-Platz in der Naehe von Cordoba gefunden. Das heisst, ich werde gegen Kost und Logie auf einer organischen Farm mitarbeiten, fuer einen Monat. Was ich gelesen und gehoert habe, klingt gut und ich freue mich wirklich, laengere Zeit an einem Ort zu sein. Reisen ist etwas sehr tolles und ich bin unglaublich froh, das alles erleben zu koennen, aber es ist anstrengend. Jeden Tag muss (darf, kann) man viele Entscheidungen faellen (das faengt schon bei Kleinigkeiten an… ein gutes Training fuer so entscheidungsunfaehige Menschen wie mich :-)). Und man bekommt soviel Input, man sieht, erlebt so viel, lernt neue Menschen und deren Einstellungen kennen… da tut es gut, Zeit zu haben, das alles zu verdauen. Heute bin ich auf den Tag genau zwei Monate hier und ich muss sagen: I like it! Oder wie man hier sagt:

Me gusta! 🙂

Cordoba - einfach schoen!

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Ecoyogapark: Meditation zwischen Tempel und Gemüsebeet

Der Yogafarmcampus

Nach einer endlos (endlos, endlos, endlos….) langen Busfahrt zurück nach Buenos Aires, einem Vormittag in der Stadt und einer weiteren Busfahrt bin ich sehr müde im Ecoyogapark in General Rodriguez angekommen. Dort wurde ich freundlich mit einem späten Frühstück und einem Rundgang durch das Gelände begrüsst. Zu der Zeit waren etwa fünfzehn andere Volonteers dort plus die Mönche und Madres, die auf dem Campus nach der Hari Krishna Philosophie leben. Bald gab es Mittagessen der obligatorische „Backpackertalk“ (wer wie heisst, woher kommt, was hier macht, wielange schon da ist, was erlebt hat…) fand statt. Mir brummte der Kopf und ich hab alles wieder vergessen oder falsch zugeordnet!

Lunch vor der Kueche

Der Grossteil der Volonteers ist englischsprachig, und schon nach kurzer Zeit hab ich verstanden, dass mein Plan, mich ins Spanisch zu stürzen, hier nicht funktionieren würde. Alle sprechen untereinander Englisch, mit deftigem Amerikanischen oder Australischen Akzent. Ob Spanisch oder Englisch – ich hab nur Bahnhof verstanden und einige Tage gebraucht, um über die Scherze lachen zu können weil ich sie verstanden habe, und nicht nur, um es allen anderen gleichzutun 😉 Als sich dann noch zwei der Mädels als Französinnen entpuppt haben, war der Wörtersalat in meinem Kopf perfekt.

Die Stelzenhaeuser werden bei starkem Wind sehr beweglich... 🙂

Der Tagesablauf war: halb neun Frühstück, dann wurden die Aufgaben verteilt und jedes Grüppchen zog zu seinem Arbeitsplatz. Um elf dann Matepause (bzw Coffeebreak) und weiterarbeiten bis um halb zwei das Mittagessen fertig war. Der Nachmittag war frei, in einer Ecke sassen fleissige Spanischlernende, in einer anderen wurde gelesen, gequasselt, man konnte schön um das Gelände spazieren, oder einfach in einer der Hängematten liegen.

Das werden Empanadas - gefuellte Teigtaschen- die dann im Lehmofen ueber dem Holzfeuer gebacken werden. Sehr romantisch - und lecker!

Es gab immer einpaar Verzweifelte, die stadthaft versucht haben, einen Internetzugang für ihren Computer zu finden und andere, die (ebenfalls umsonst) auf der Suche nach sauberen Kleidern waren. Um vier gab es eine Musikzeremonie der Hari Krishnas, der man beiwohnen konnte und um vier war Yoga und Meditation, für alle die wollten. Die fand im Tempel statt und wenn wir in Decken eingemummelt auf dem Boden lagen und mal wieder (in Gedanken) in einen Wald oder an einen Strand gehen sollten, knisterte das Feuer leise im Hintergrund…
Um sechs gab es Tee und Snack, danach entweder gehaltvolle Filme (wenige) oder amerikanische Serien (viele) und schliesslich Abendessen. Voila! Viel Zeit für Gespräche, Bücher und Gedankengänge; Rumgealbere, Tempeltennis und Kleidertausch.

Alayna, Sarah, ich mit Trixie und Facundo

Trotz der anfänglichen Sprachschwierigkeiten hab ich mich schnell sehr wohl gefühlt in der Gruppe. Die meisten sind zwischen zwanzig und dreissig und haben ähnlich Visionen und Pläne wie ich; sind unterwegs, volonteeren, machen Projektarbeit und geniessen die Freiheit! Es ist schön, Menschen zu treffen, die scheinbar so anders sind, eine fremde Sprache sprechen und mit denen man doch so viel gemeinsam hat. Man kennt sich kaum und kann sich gegenseitig doch soviel geben, Erlebnisse und Erfahrungen, Standpunkte und Meinungen austauschen – das ist wirklich etwas wunderbares am Reisen!
Die Arbeiten im Yogapark bestanden hauptsächlich aus folgendem:

Mas-Rapido-Maria wie sie leibt und lebt!

1) Gartenarbeit mit Maria (einer sehr kleinen, patenten Bolivianerin, die alle mit „limpiamos mas rapido!“ zum schnelleren Unkrautjäten antreibt und glücklich ist, wenn man ihr Klatsch und Tratsch erzählt)

2) Construction (Entweder an den Stelzenhäuschen weiterbauen oder an einem Haus arbeiten, an das eine Galerie angebaut wurde. Die Wände sind aus Lehm, das „very special painting“ auf das sich alle freuten, bestand darin, Kuhkacke an die Wände zu kleben :-))

Mit Fabio und einem frischgepflanzten Baum - fehlen nur noch die Stuetzen

3) Tree planting (Löcher buddeln, Bäume reinstellen, Erde drauf, feststampfen. Dann am nächsten Tag feststellen, dass schon der leichte Nachtwind die zarten Bäumchen gebeugt hat. Also mehr feststampfen und ein Pfahltipi drumrumbauen, um die Setzlinge zu schützen.)

4) Kitchen (In der Küche helfen, das Essen zu kochen. Alles war vergetarisch und unglaublich lecker! Wer das Glück hatte, in der Küche zu sein, konnte mit den Madres Spanisch lernen (die meisten sprechen kein Englisch), seine Kochkünste verbessern und die Hari-Krishna-CD, die in der Endlosschleife lief, auswendig lernen).

Sophie freut sich aufs Special-Painting...Das hier wird eine Galerie und auf den Boden kommt ein Mosaik aus lauter alten Kacheln.

Ich war die meiste Zeit im Garten und nachdem ich mich an schwarze Fingernägel und das liebliche Sengen der Minibrennesseln gewöhnt habe, hab ich das überraschend gerne gemacht. Wir hatten viel Spass, Unkrautschlachten und Nonsens, aber auch Zeit zum Nachdenken oder (was noch besser war) Nichtsdenken. Das fand ich echt genial: Sagt einem jemand während der Meditation: „SO, jetzt werden wir ganz ruhig, hören unseren Atem, denken an gar nichts, stellen uns vor…“ – dann klappt das bei mir nicht nicht! Dann sind hundert Gedanken in meinem Kopf und ich werde sie nicht los. Aber beim in-der-Erde-buddeln erwische ich mich immer wieder beim gar-nichts-denken, in einem Zustand völliger Zufriedenheit und Ruhe. Der Körper wird müde aber der Geist ist sehr wach. Und blickt man dann auf die lange Reihe Salatköpfe zurück, die jetzt sauber und ordentlich aus der dunklen Erde aufragen, ist man überzeugt, die Welt heute ein bisschen besser gemacht zu haben. So was Komisches!

Jenny und Jim beim Jaeten

Der sehr friedfertige Zustand verfliegt allerdings schnell, wenn man sich auf seine Dusche gefreut hat und einfach kein warmes Wasser kommt, oder man neue tierische Mitbewohner in seinem Zimmer entdeckt… In Punkto Sauberkeit und Zustand der Zimmer ist da noch vieles ausbaufähig! An einem Tag, der eigentlich ganz schoen begonnen hatte, ging auf einmal ein Wahnsinnsschauer runter, es hagelte und platschte und goss in Strömen.

Mensch und Tier geniesst die gueldene Morgensonne... was man nicht sieht, ist, wie kalt es war!!

Das war für alle Beteiligten ein Segen (ausser für die frischgepflanzten Bäumchen, die quasi wegschwammen angesichts der immensen Wassermassen ) -ein freier Tag für uns, keine Giessarbeit die nächsten Tage und weiche Erde. Seeeehr gut!

Die Regeln (Hari Krishna Anhaenger) an diesem Platz, der genau genommen ein sehr touristischer Ashram ist, sind klar: Nicht in der Küche essen, Geschirr draussen waschen, kein Alkohol, keine Drogen… An einem Tag sind wir alle ins nächste Städtchen gefahren, haben uns ins Internet gestürzt, zusammen gemütlich einen Wein getrunken und uns mit Schokovorräten für die nächsten Tage eingedeckt. Das Essen ist wirklich genial – frisch und sehr gesund (also keine Schokolade). Ein Traum für alle Traveller, die sich unterwegs bevorzugt von Tütensuppen und Nudeln ernähren. Sogar die Hunde dort sind Vegetarier und fressen, was .vom Essen übrig bleibt

Die Zeit vergeht schnell, und man gewöhnt sich gerne und schnell an den Alltag. Es tut gut,

Laura, Andi und Cassie

Fixpunkte wie die Essenszeiten oder das Arbeiten am Tag zu haben. Das haben vor allem die gesagt, die schon lange unterwegs  sind. Man wird des Reisens müde – und dann ist ein solcher Ort wirklich toll. Auch wenn es fuer die Moenche und Madres total nervig sein muss, alle zwei Wochen neue Leute hier zu haben. Die sind sonst schon ziemlich abgeschnitten von der Aussenwelt, und das hier ist ja auch echt alles ausser typisch argentinisch! Eher wie ein kurzer Trip nach Indien, vor allem der Musik nach. Es gibt sogar Hari Krishna Bands, die bekannte Lieder oder Filmmusiken covert, aber mit neuem, spirituellen Taxt. Da denkt man: „Wow, das Lied kenn ich doch!“ – aber nein. 🙂

Auch braun kann schoen sein

Man koennte sich wirklich daran gewoehnen und dort „kleben“ bleiben, weil es einfach so bequem und angenehm ist (ausgenommen die Hygienischen Verhältnissen). Man hat alles, was man braucht und tolle Menschen um sich. Trotzdem hats mich weitergezogen und da man mangels Internet schlecht von dort aus planen kann, wollte ich wieder nach Buenos Aires gehen.Es hat sich dann ergeben, dass die meisten aufgebrochen sind. Nach den zwei Wochen, in denen kaum wer dazukam oder wegging, sind wir echt eine Gruppe geworden. Alayna (meine Zimmer- und Namenspartnerin, eine total liebe Amerikanerin) und ich beschlossen, zusammen zu gehen und Jen, Jim, Cassie und Andi, die vier Australier kamen schliesslich auch mit. So sind wir mit Sack und Pack von der friedlichen Yogafarm in die hektische Stadt getigert und haben uns für die nächsten Tage in ein nettes Hostel im Stadtteil San Telmo einquartiert. Here we are! Der BA-Artikel kommt spaeter, aber ich kann definitiv schon sagen, dass diese Stadt der Wahnsinn ist… 🙂

Hola Buenos Aires! Alayna, Jim, ich, Andi, Jenny und Cassie im Hostel

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Barretos (oder wie eine Stadt gutes Karma erlangte)

Der Karren fuhr normal zwischen den Autos und wurde dann hier "geparkt"

Der Wagen fuhr normal zwischen den Autos - und wurde dann hier "geparkt"!

Vorerst letzte Station in Brasilien war die Stadt Barretos, ca sieben Stunden von Sao Paulo entfernt. Jana und ich wohnten bei ihrer Tante Caren und deren Mann Caetano, die uns sehr herzlich aufgenommen haben! Caren, die dort an der Universitaet Soziologie unterrichtet hat uns eine Menge gezeigt und erzaehlt, ueber die Geschichte der Stadt und die Probleme, mit denen Brasilien zu kaempfen hat. Es ist interessant, das alles aus der Sicht eines Einheimischen zu hoeren, der schon sein ganzes Leben lang in diesem System gelebt hat – das sind ganz andere Berichte, als die, die man nachliesst. Das Bild, das ich von verschiedenen Dingen hatte, kam ganz schoen ins Wanken!

Ein Stand auf dem Westernfestival

Barretos zum Beispiel war in der Vergangenheit fuer zwei sehr negative Dinge beruehmt: Die lebendige Prostitutionsszene und eine Menge grosser Schlachthaeuser – viel schlechtes Karma. Heute steht dort ein grosses Krebskrankenhaus, das Menschen unabhaengig von ihrem materiellenWohlstand behandelt. Da muss der Reichste neben dem Aermsten im Wartezimmer warten und sein Geld bringt ihm ausnahmsweise keinenVorteil. Die halbprivate Einrichtung ist einzigartig in Brasilien, wo der Grossteil der Bevoelkerung unter der Armutsgrenze lebt und normalerweise auf die sehr schlechten staatlichen Einrichtungen angewiesen ist.

Dieses Krankenhaus veraendert die ganze Stadt: Menschen erweitern ihre Haeuser, um dort die Angehoerigen der Kranken zu beherbergen, durch die vielen Aerzte, die hergezogen sind, gibt es mehr Mittel- und Oberschichtviertel und es herrscht eine ganz andere Atmosphaere –hoffnungsvoller und lebensfreudiger. Zudem findet nahe Barretos alle paarJahre ein riessen Festival imWesternstil statt, mit Shows, Jahrmarktbuden und Konzerten -Jede Menge gutes Karma!

Jana und Caren vor einem Teil des Krankenhauses

7706 In vielen Gegenden sind Drogen ein Riessenproblem, das trotz Bemuehungen waechst anstatt zu schrumpfen. Da kommen einem Bilder in den Kopf von boesen Mafiabossen, die ihre Leute so einschuechtern, dass die keine Informationen an die guten Polizisten preisgeben wollen. Tatsache ist aber, dass der Staat die Aermsten der Armen, die in den Favellas leben, in keinster Weise unterstuetzt. Wer ihnen aber hilft, ihre Blechhuetten zu ordentlichen Wohnstaetten auszubauen, ihnen Geld leiht und sie beschuetzt, sind eben diese Mafiabosse – die nun gar nicht mehr ganz so boese sind. Immerhin helfen sie, wo der Staat versagt, und damit ist auch klar, warum die Leute dichthalten. Man verraet ja nicht seinen einzigenVerbuendeten, auch wenn der schmutziges Geld macht. Und der “gute Polizist” will in Wirklichkeit nur an den Boss rankommen, die Menschen sind ihm egal… Da verschwimmt Schwarz und Weiss zu einem haesslichen Grau! Ich hab das alles nur gehoert und von weitem gesehen. Viele Hostels bieten Favellatouren an, wo man in einem Bus durch die Armenviertel faehrt und die Menschen, die dort leben begaffen kann. Wie schrecklich – das ist doch kein Zoo!!

...Zitronen!...

(Kleiner Einschub: Frisch-Food-Shopping macht hier Spass – so lecker…)

Nach einigen Tagen in Barretos gings zurueck nach Sao Paulo um ein letztes Wochenende bei Rose und Reinhard zu verbringen, bevor Jana heimflog und ich in den Bus nach Argentinien stieg. Tja, nun beginnt wuerde ich sagen die zweite Etappe dieser Reise, die, die ich wirklich alleine beginne. Die, in der derLuxus, Deutsch sprechen zu koennen

...und Drachenfruechte!

wegfaellt und jede Menge Unbekanntes dazukommt. Und auch wenn ich Brasilien jetzt den Ruecken kehre, gibt es dort offeneTueren, offene Ohren und das ist sehr schoen zu wissen! Ausserdem habe ich dort Sachen erlebt und gemacht, die ich in Gedanken nie auf dieser Reise gesehen habe:

Aquagymnastik mit Caren, eine Babyparty fuer den noch ungeborenen Sohn der Tochter von Rose und Reinhard, 100

...Babybananen...

Stunden Busfahrt in einem Monat…:-) Aber das ist das Schoene am Reisen – man weiss nie, was als naechstes kommt, wo man sein wird, wen man trifft.

Rucksack auf – Vamos a Ecoyogapark en Argentina!

Der Riessencowboy von Barretos

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