Ecoyogapark: Meditation zwischen Tempel und Gemüsebeet

Der Yogafarmcampus

Nach einer endlos (endlos, endlos, endlos….) langen Busfahrt zurück nach Buenos Aires, einem Vormittag in der Stadt und einer weiteren Busfahrt bin ich sehr müde im Ecoyogapark in General Rodriguez angekommen. Dort wurde ich freundlich mit einem späten Frühstück und einem Rundgang durch das Gelände begrüsst. Zu der Zeit waren etwa fünfzehn andere Volonteers dort plus die Mönche und Madres, die auf dem Campus nach der Hari Krishna Philosophie leben. Bald gab es Mittagessen der obligatorische „Backpackertalk“ (wer wie heisst, woher kommt, was hier macht, wielange schon da ist, was erlebt hat…) fand statt. Mir brummte der Kopf und ich hab alles wieder vergessen oder falsch zugeordnet!

Lunch vor der Kueche

Der Grossteil der Volonteers ist englischsprachig, und schon nach kurzer Zeit hab ich verstanden, dass mein Plan, mich ins Spanisch zu stürzen, hier nicht funktionieren würde. Alle sprechen untereinander Englisch, mit deftigem Amerikanischen oder Australischen Akzent. Ob Spanisch oder Englisch – ich hab nur Bahnhof verstanden und einige Tage gebraucht, um über die Scherze lachen zu können weil ich sie verstanden habe, und nicht nur, um es allen anderen gleichzutun 😉 Als sich dann noch zwei der Mädels als Französinnen entpuppt haben, war der Wörtersalat in meinem Kopf perfekt.

Die Stelzenhaeuser werden bei starkem Wind sehr beweglich... 🙂

Der Tagesablauf war: halb neun Frühstück, dann wurden die Aufgaben verteilt und jedes Grüppchen zog zu seinem Arbeitsplatz. Um elf dann Matepause (bzw Coffeebreak) und weiterarbeiten bis um halb zwei das Mittagessen fertig war. Der Nachmittag war frei, in einer Ecke sassen fleissige Spanischlernende, in einer anderen wurde gelesen, gequasselt, man konnte schön um das Gelände spazieren, oder einfach in einer der Hängematten liegen.

Das werden Empanadas - gefuellte Teigtaschen- die dann im Lehmofen ueber dem Holzfeuer gebacken werden. Sehr romantisch - und lecker!

Es gab immer einpaar Verzweifelte, die stadthaft versucht haben, einen Internetzugang für ihren Computer zu finden und andere, die (ebenfalls umsonst) auf der Suche nach sauberen Kleidern waren. Um vier gab es eine Musikzeremonie der Hari Krishnas, der man beiwohnen konnte und um vier war Yoga und Meditation, für alle die wollten. Die fand im Tempel statt und wenn wir in Decken eingemummelt auf dem Boden lagen und mal wieder (in Gedanken) in einen Wald oder an einen Strand gehen sollten, knisterte das Feuer leise im Hintergrund…
Um sechs gab es Tee und Snack, danach entweder gehaltvolle Filme (wenige) oder amerikanische Serien (viele) und schliesslich Abendessen. Voila! Viel Zeit für Gespräche, Bücher und Gedankengänge; Rumgealbere, Tempeltennis und Kleidertausch.

Alayna, Sarah, ich mit Trixie und Facundo

Trotz der anfänglichen Sprachschwierigkeiten hab ich mich schnell sehr wohl gefühlt in der Gruppe. Die meisten sind zwischen zwanzig und dreissig und haben ähnlich Visionen und Pläne wie ich; sind unterwegs, volonteeren, machen Projektarbeit und geniessen die Freiheit! Es ist schön, Menschen zu treffen, die scheinbar so anders sind, eine fremde Sprache sprechen und mit denen man doch so viel gemeinsam hat. Man kennt sich kaum und kann sich gegenseitig doch soviel geben, Erlebnisse und Erfahrungen, Standpunkte und Meinungen austauschen – das ist wirklich etwas wunderbares am Reisen!
Die Arbeiten im Yogapark bestanden hauptsächlich aus folgendem:

Mas-Rapido-Maria wie sie leibt und lebt!

1) Gartenarbeit mit Maria (einer sehr kleinen, patenten Bolivianerin, die alle mit „limpiamos mas rapido!“ zum schnelleren Unkrautjäten antreibt und glücklich ist, wenn man ihr Klatsch und Tratsch erzählt)

2) Construction (Entweder an den Stelzenhäuschen weiterbauen oder an einem Haus arbeiten, an das eine Galerie angebaut wurde. Die Wände sind aus Lehm, das „very special painting“ auf das sich alle freuten, bestand darin, Kuhkacke an die Wände zu kleben :-))

Mit Fabio und einem frischgepflanzten Baum - fehlen nur noch die Stuetzen

3) Tree planting (Löcher buddeln, Bäume reinstellen, Erde drauf, feststampfen. Dann am nächsten Tag feststellen, dass schon der leichte Nachtwind die zarten Bäumchen gebeugt hat. Also mehr feststampfen und ein Pfahltipi drumrumbauen, um die Setzlinge zu schützen.)

4) Kitchen (In der Küche helfen, das Essen zu kochen. Alles war vergetarisch und unglaublich lecker! Wer das Glück hatte, in der Küche zu sein, konnte mit den Madres Spanisch lernen (die meisten sprechen kein Englisch), seine Kochkünste verbessern und die Hari-Krishna-CD, die in der Endlosschleife lief, auswendig lernen).

Sophie freut sich aufs Special-Painting...Das hier wird eine Galerie und auf den Boden kommt ein Mosaik aus lauter alten Kacheln.

Ich war die meiste Zeit im Garten und nachdem ich mich an schwarze Fingernägel und das liebliche Sengen der Minibrennesseln gewöhnt habe, hab ich das überraschend gerne gemacht. Wir hatten viel Spass, Unkrautschlachten und Nonsens, aber auch Zeit zum Nachdenken oder (was noch besser war) Nichtsdenken. Das fand ich echt genial: Sagt einem jemand während der Meditation: „SO, jetzt werden wir ganz ruhig, hören unseren Atem, denken an gar nichts, stellen uns vor…“ – dann klappt das bei mir nicht nicht! Dann sind hundert Gedanken in meinem Kopf und ich werde sie nicht los. Aber beim in-der-Erde-buddeln erwische ich mich immer wieder beim gar-nichts-denken, in einem Zustand völliger Zufriedenheit und Ruhe. Der Körper wird müde aber der Geist ist sehr wach. Und blickt man dann auf die lange Reihe Salatköpfe zurück, die jetzt sauber und ordentlich aus der dunklen Erde aufragen, ist man überzeugt, die Welt heute ein bisschen besser gemacht zu haben. So was Komisches!

Jenny und Jim beim Jaeten

Der sehr friedfertige Zustand verfliegt allerdings schnell, wenn man sich auf seine Dusche gefreut hat und einfach kein warmes Wasser kommt, oder man neue tierische Mitbewohner in seinem Zimmer entdeckt… In Punkto Sauberkeit und Zustand der Zimmer ist da noch vieles ausbaufähig! An einem Tag, der eigentlich ganz schoen begonnen hatte, ging auf einmal ein Wahnsinnsschauer runter, es hagelte und platschte und goss in Strömen.

Mensch und Tier geniesst die gueldene Morgensonne... was man nicht sieht, ist, wie kalt es war!!

Das war für alle Beteiligten ein Segen (ausser für die frischgepflanzten Bäumchen, die quasi wegschwammen angesichts der immensen Wassermassen ) -ein freier Tag für uns, keine Giessarbeit die nächsten Tage und weiche Erde. Seeeehr gut!

Die Regeln (Hari Krishna Anhaenger) an diesem Platz, der genau genommen ein sehr touristischer Ashram ist, sind klar: Nicht in der Küche essen, Geschirr draussen waschen, kein Alkohol, keine Drogen… An einem Tag sind wir alle ins nächste Städtchen gefahren, haben uns ins Internet gestürzt, zusammen gemütlich einen Wein getrunken und uns mit Schokovorräten für die nächsten Tage eingedeckt. Das Essen ist wirklich genial – frisch und sehr gesund (also keine Schokolade). Ein Traum für alle Traveller, die sich unterwegs bevorzugt von Tütensuppen und Nudeln ernähren. Sogar die Hunde dort sind Vegetarier und fressen, was .vom Essen übrig bleibt

Die Zeit vergeht schnell, und man gewöhnt sich gerne und schnell an den Alltag. Es tut gut,

Laura, Andi und Cassie

Fixpunkte wie die Essenszeiten oder das Arbeiten am Tag zu haben. Das haben vor allem die gesagt, die schon lange unterwegs  sind. Man wird des Reisens müde – und dann ist ein solcher Ort wirklich toll. Auch wenn es fuer die Moenche und Madres total nervig sein muss, alle zwei Wochen neue Leute hier zu haben. Die sind sonst schon ziemlich abgeschnitten von der Aussenwelt, und das hier ist ja auch echt alles ausser typisch argentinisch! Eher wie ein kurzer Trip nach Indien, vor allem der Musik nach. Es gibt sogar Hari Krishna Bands, die bekannte Lieder oder Filmmusiken covert, aber mit neuem, spirituellen Taxt. Da denkt man: „Wow, das Lied kenn ich doch!“ – aber nein. 🙂

Auch braun kann schoen sein

Man koennte sich wirklich daran gewoehnen und dort „kleben“ bleiben, weil es einfach so bequem und angenehm ist (ausgenommen die Hygienischen Verhältnissen). Man hat alles, was man braucht und tolle Menschen um sich. Trotzdem hats mich weitergezogen und da man mangels Internet schlecht von dort aus planen kann, wollte ich wieder nach Buenos Aires gehen.Es hat sich dann ergeben, dass die meisten aufgebrochen sind. Nach den zwei Wochen, in denen kaum wer dazukam oder wegging, sind wir echt eine Gruppe geworden. Alayna (meine Zimmer- und Namenspartnerin, eine total liebe Amerikanerin) und ich beschlossen, zusammen zu gehen und Jen, Jim, Cassie und Andi, die vier Australier kamen schliesslich auch mit. So sind wir mit Sack und Pack von der friedlichen Yogafarm in die hektische Stadt getigert und haben uns für die nächsten Tage in ein nettes Hostel im Stadtteil San Telmo einquartiert. Here we are! Der BA-Artikel kommt spaeter, aber ich kann definitiv schon sagen, dass diese Stadt der Wahnsinn ist… 🙂

Hola Buenos Aires! Alayna, Jim, ich, Andi, Jenny und Cassie im Hostel

Über alinaway

Ich bin ein Jahr in Süd-Amerika unterwegs - was ich dort erlebe? Will ich hier mit euch teilen!
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